5 am Tag – Schulfruchtprojekt mit finanzieller Förderung des BMELV und der Initiative Fruchthandel
Das Schulfruchtprogramm am Ludwig-Frank-Gymnasium Mannheim

Im Frühjahr 2009 hatte das Ludwig-Frank-Gymnasium die Gelegenheit, an einem Schulfruchtprogramm teilzunehmen, das unter dem Projektnamen „5 am Tag“ lief.
  • Wie kam es dazu?
Der Rat der Europäischen Union hat am 18. Dezember 2008 die Verordnung zur Einführung eines EU-Schulobstprogramms verabschiedet. Hierfür sollen jährlich bzw. pro Schuljahr 90 Mio. € EU-Mittel bereitgestellt werden. Diese Mittel sollen für den Ankauf von Obst und Gemüse und dessen Verteilung an Schulen, einschließlich Kindergärten und andere vorschulische Einrichtungen, sowie für begleitende Informationsmaßnahmen verwendet werden. Das Programm ist zu ergänzen durch Mittel der am EU-Schulobstprogramm teilnehmenden Mitgliedsstaaten (EU-Anteil an den Kosten auf 50% begrenzt), der Wirtschaft oder durch Elternbeiträge.
Ziele des EU-Programms ist die dauerhafte Erhöhung des Konsums von Obst und Gemüse bei Kindern, um einen Beitrag zur gesunden Ernährung zu leisten und gleichzeitig zur Erreichung der Ziele der „Gemeinsamen Agrarpolitik“ beizutragen.
Neben der Abgabe von Obst und Gemüse (inkl. Bananen) sind auch damit zusammenhängende Kosten für Logistik, Verteilung, Ausrüstung, Kommunikation, Überwachung und Bewertung förderfähig. Die Teilnahme an dem Programm ist freiwillig. Alle Maßnahmen sind zu evaluieren.
In Deutschland liegen bislang keine evaluierten Erfahrungen mit Programmen vor, in denen über einen längeren Zeitraum sämtliche Schülerinnen und Schüler von Grund-/ Haupt- und Förderschulen sowie Gymnasien über ein Schuljahr täglich mit wechselnden Früchten kostenlos versorgt wurden, vor. Um Erfolgsfaktoren von erfolgreich durchgeführten Varianten kennen zu lernen, hat das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz dem 5 am Tag e.V., Mainz, den Auftrag zur Durchführung eines Pilotprojekts Schulfrucht erteilt. Das Vorhaben ist Bestandteil des Nationalen Aktionsplanes zur Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängenden Krankheiten (NAP) mit der Kommunikationsplattform IN FORM.
Die Laufzeit des Vorhabens umfasst den Zeitraum vom 1.1.2009 bis zum 30.9.2009. Die Feldphase ging vom 16.03.2009 bis zum 10.07.2009. Das Vorhaben wurde vom 5 am Tag e.V. Mainz und in seinem Auftrage von der „trio-market-relations gmbh“, Carl-Reuther-Straße 1, 68305 Mannheim als durchführender Stelle, der Firma Herbert van der Hamm GmbH, Mannheim, als Fruchtlieferant, und dem Institut CO CONCEPT, Luxemburg, als evaluierender Stelle durchgeführt. Die finanzielle Förderung erfolgte durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und die Initiative für gesunde und sichere Ernährung mit Obst und Gemüse e.V., Düsseldorf.
Mit diesem Ergebnisbericht werden erstmals für Deutschland belastbare Daten für Schulfruchtprogramme vorgelegt und Erfolgsfaktoren benannt, an denen sich zukünftige Programme orientieren können und Standards gesetzt, an denen sie sich messen lassen müssen.
Die kostenlose Abgabe von täglich einer zusätzliche Portion von wechselnden Früchten (Obst und Gemüse), als Stückobst oder auch vorgeschnitten, wurde von den Schülerinnen und Schülern mit Anerkennung entgegengenommen, wertgeschätzt und mit andauernder Begeisterung verzehrt.
Anfängliche Bedenken unterschiedlichster Art von Seiten der Schulleitungen, der Lehrerschaft und der Schulträger wurden bei geeigneter Logistik durch die hohe Mitarbeit der Schülerinnen und Schüler innerhalb kürzester Zeit entkräftet.
(Quelle: Abschlussbericht des Schulfruchtprogramms durch „trio-market-relations gmbh“)

  • Was waren die Voraussetzungen, um einen Erfolg zu erzielen?
Als Erfolgsfaktoren mussten gelten:
− Kostenfreiheit, um sicher zustellen, dass niemand aus sozialen Gründen ausgeschlossen wird,
− Kommissionierung klassenweise (Klassenkiste),
− Belieferung täglich,
− vielfältige Fruchtauswahl,
− Angebot von flankierenden Maßnahmen.

  • Die Durchführung am LFG:
− 5-mal in der Woche wurden 850 Portionen Obst oder Gemüse in 29 Kisten geliefert
− Es nahmen 850 Schüler und Lehrer an dem Projekt teil
− Die Referenzklasse war die 5a, die zunehmend durch flankierende Maßnahmen unterstützt wurde
− 13 Beiträge wurden zum Wettbewerb „Schulfrucht = Powerfrucht“ von unseren Schülern eingereicht (drei Gruppen erhielten Preise)
Insgesamt nahmen 9000 Schüler in 363 Klassen aus 18 Grund-, Haupt- und Förderschulen sowie Gymnasien und 1000 Lehrer aus dem Raum Ludwigshafen/Mannheim an dem Projekt teil. Es wurde umfassend und unabhängig evaluiert.

  • Und das sind die Ergebnisse:
− Eine Verzehrsteigerung wird nachhaltig erreicht.
− Eine Substitution ist nicht nachweisbar, findet nur ganz geringfügig statt.
− Seitens der Kinder/ Schüler gibt es keinerlei Widerstände gegen Schulfrucht.
− Alle beteiligten Lehrerinnen und Lehrer, Schulleiterinnen und Schulleiter, Schülerinnen und Schüler, Eltern und Schulelternvertreter fordern zu über 90%, Hausmeister zu 100% die Fortsetzung des Pilotprojekts.
− 90% der Lehrerinnen und Lehrer, der Schulleiterinnen und Schulleiter sagen übereinstimmend, dass ein solches Schulfruchtprogramm ohne Probleme in den Schulalltag integriert werden kann.

  • 1836 Auswertungen in Abschlussbewertung
− Obst und Gemüse  werden sehr gern bis gern gegessen.
− In Gymnasien ist Zustimmung leicht gestiegen, in Hauptschulen leicht gesunken.
− Die täglich verzehrte Menge hat deutlich zugenommen.
− Sie liegt nun bei knapp 400 Gramm, mit Saft bei knapp 500 Gramm.
− Die Steigerung insgesamt des Verzehrs ist bei Mädchen höher als bei Jungen.
− Haupt- und Förderschulen: Verzehr der Mädchen steigt um 30 %.
− Nach Aussage der Eltern führt die Verteilung in der Schule nicht zur Substitution.
− Das beste Programm ist das mit täglicher wechselnder Frucht und flankierenden pädagogischen Begleitmaßnahmen

  • Ergebnisse – Präferenzen der Schülerinnen und Schüler:
− Vielfalt ist beliebt. Wiederholungen führen zu Reklamationen.
− Beliebteste Früchte sind: Erdbeeren und Gurken; gefolgt von Äpfeln, Bananen bzw. Karotten und Tomaten.
− Obst ist deutlich beliebter als Gemüse als Schulfrucht.
− Vorgeschnittene Convenience-Produkte sind bei den Kids sehr beliebt, werden teils von den Eltern und den Schulen wegen des Mülls abgelehnt.
− Bei Stückobst gibt es keine spezifische Ablehnung einer Art.
− Produkte müssen wirklich genussreif und nicht nur handelsreif sein. Gleichwohl gibt es Kinder, die insbesondere harte Früchte (Äpfel auf keinen Fall weich) schätzen.

  • Ergebnisse – Hygiene:
− Hygiene spielt in der Praxis des Alltags eine geringere Rolle, als man das in der theoretischen Betrachtung in Erwägung zieht.
− In Bezug auf Hygiene sind auf Grund der Anlieferung in sog. Klassenkisten keine Probleme aufgetreten.
− Teils wurde gewaschene Ware (Äpfel, Birnen) angeliefert.
− Dort, wo Waschen angezeigt war, erfolgte dies in den Klassen.

  • Ergebnisse – Effizienz:
− Maß für die Wirkung in Bezug auf die Kosten
− Kosten für Stückobst lagen bei 0,20 € je Portion und 0,70 € bei vorgeschnittener Ware.
− Insgesamt wurden 63 t an den 70 Belieferungstagen ausgeliefert.
− Die durchschnittliche Steigerung der Verzehrmenge lag bei nahezu 50 Gramm je Kind.
− Nach einer norwegischen Studie ist ein Programm dann effizient, wenn bei 10% der Beteiligten eine dauerhafte Steigerung von 25 Gramm erzielt wird.
− Beide Faktoren werden hier deutlich überschritten.

All diese Ergebnisse führen dazu, dass das LFG gerne das Schulfruchtprogramm fortsetzen möchte und aus diesem Grund bereits einen Antrag beim Ministerium für Ernährung und beim Ministerpräsidenten Oettinger eingereicht hat. Wir hoffen sehr, dass unser Anliegen Erfolg haben wird.
An dieser Stelle ist auch ein Dank an das Ehepaar Wahl, an die Mensa-Mentoren  und an Frau Räsener von „trio-market-relations gmbh“ angebracht, die einen wesentlich Teil zum Erfolg des Projektes „5 am Tag“  an unserem Gymnasium beitragen haben.

Lucia Laier