Sozialpraktikum der 9. Klassen am LFG im Schuljahr 2008/09
Schülerinnen des LFG berichten von ihren Erfahrungen
Bericht 1: Sozialpraktikum im Universitätsklinikum
Kranke Menschen, komisch riechende Luft und Ärzte mit Spritzen in der Hand- die meisten von uns verbinden diese Sachen mit dem Krankenhaus. Ich habe zusammen mit zwei Mitschülern ein Praktikum in einem Krankenhaus gemacht (Universitätsklinikum). Nach einem kleinen Bewerbungsgespräch haben wir unser Praktikum in den Weihnachtsferien angefangen. Es ging früh morgens um 8:00 für mich los und endete um 14:00. Ich bin im Spielzimmer in der Kinderabteilung eingesetzt worden. Ich hatte mit Kindern jedes Alters zu tun. Besonders habe ich mich um die Kinder gekümmert, bei denen die Eltern erst am späten Nachmittag kamen. Meine Aufgabe war hauptsächlich, die Kinder ein bisschen abzulenken, indem ich mit ihnen spielte, ihnen etwas vorlas oder einfach nur mit ihnen redete.
Natürlich hatte ich eine Erzieherin zur Seite, die mir ein bisschen geholfen hat, wenn ich Probleme im Umgang mit den Kindern hatte, wie z.B. mit einem behinderten Jungen, der nicht sprechen konnte.
Mein Tagesablauf sah so aus, dass die Erzieherin und ich durch die Zimmer der Patienten gingen und schauten, welche Kinder neu auf der Station waren und welche gerne abgelenkt werden wollten. In einige Zimmer durfte man allerdings nur mit einem Kittel und Schutzhandschuhen, da die Krankheit des jeweiligen Patienten ansteckend war oder noch nicht genau bestimmt werden konnte.
Wir haben ab und zu gebastelt, und als ein Mädchen ihren 7. Geburtstag hatte, haben die Betreuerin und ich dem Mädchen ein Geschenk gebracht und ihr ein Geburtstagslied gesungen. Das Mädchen hat sich riesig gefreut, vor allem, weil ihre Familie erst am Nachmittag kommen konnte. Ich habe mit diesem Mädchen während des ganzen Praktikums sehr viel Zeit verbracht. Wir haben gepuzzelt, gemalt, gespielt oder einfach nur geredet. Sie hat mir viel von sich erzählt und mir auch ein Bild gemalt, was mich sehr gefreut hat.
Als mein Praktikum endete, war ich einerseits ganz froh, dass ich es endlich hinter mich gebracht hatte, aber ich wusste, dass ich es auch irgendwie vermissen würde.
Eleni Tonikidou    Klasse 9c



Links das Spielzimmer, rechts Yasmine beim Stiftespitzen



Links: Das Zimmer nennt man "Kuppel, rechts: Aufenthaltsraum für Praktikanten und Eltern
Bericht 2: Sozialpraktikum im Altenheim
Als ich mein Sozialpraktikum im Fritz-Esser Haus begann, hatte ich viele Hoffnungen und Erwartungen daran.
Ich hoffte, dass das Altersheim, in dem ich mein Sozialpraktikum absolvieren würde, kein Ort sei, an dem die alten Leute vom Personal als Gegenstände und nicht als Menschen angesehen werden. Ich erhoffte mir auch, dass ich während meines Praktikums Beziehungen zu den alten Leuten aufbauen könnte, dass diese mir gegenüber offen seien und sich über meine Hilfe freuten. Daraus habe ich selbst während des Praktikums auch wirklich Kraft schöpfen können, denn Verantwortung zu übernehmen, lässt einen über sich selbst hinauswachsen. Doch an erster Stelle dieses Praktikums stand für mich, dass ich etwas für andere Leute leiste, ihnen helfe und ihnen das Leben somit vielleicht ein wenig leichter mache. Das Gefühl, anderen Leuten zu helfen, ist wunderschön und mit eines der schönsten, das es gibt. Denn es ist das einzige rein gar nicht egoistische, sondern ein wenig aufopferungsvolle. Dieses Gefühl begleitete mich während meines gesamten Praktikums und deswegen würde ich es jederzeit auch wieder machen.
Im Fritz-Esser-Haus kümmerte ich mich um eine ältere Frau. Ich besuchte sie jeden Donnerstag von 14.00 bis 17.00 und redete viel mit ihr, spielte oft Spiele mit ihr und schaute mit ihr fern. Ab und zu, bei gutem Wetter, gingen wir ein wenig raus, damit sie frische Luft bekam. Zum Beispiel war einmal ein Weihnachtsmarkt, der vom Altersheim organisiert worden war und zu dem ich sie begleitete.
Meine Erwartungen an das Sozialpraktikum wurden so ziemlich alle erfüllt. Die Pfleger gingen respektvoll mit den alten Menschen um und diesen ging es auch sehr gut. Mit der mir zugeteilten Frau habe ich mich gut verstanden und auch angefreundet und den beiden Mädchen, mit denen ich gemeinsam in diesem Altersheim mein Sozialpraktikum machte, Helin und Zoi, erging es genauso.
Mein Praktikum im Fritz-Esser-Haus war insgesamt sehr lehrreich und ich habe viel daraus mitnehmen können. Viele der alten Leute litten an Demenz, und es war erschreckend, wenn sie z.B. den Tod ihres Ehepartners vergessen hatten. Doch die Leute waren alle immer sehr nett, freuten sich, wenn man sich um sie kümmerte, und fanden das keineswegs als selbstverständlich. Denn die Pflegerinnen haben fast nie Zeit, sich mal ein wenig mit einem Patienten zu unterhalten. Das liegt nicht an ihnen, sondern einfach an der Tatsache, dass in den Heimen meiner Meinung nach zu wenig Pflegepersonal ist. Die tägliche Arbeit schaffen sie zwar, doch die alten Menschen sind die meiste Zeit nicht umhegt.
Auch die Verwandten ließen sich eher selten blicken. Viele schieben die alten Leute einfach ins Altersheim ab, sozusagen als letzte Ruhestätte vor dem Tod. Manchen Bewohnern kam es auch so vor. Doch trotzdem fand ich es immer wieder schön zu sehen, wenn Verwandte die Alten besucht haben, sich um sie gekümmert haben und dann in den Augen der Bewohner plötzlich ein Strahlen lag.
Ich kann verstehen (da es mir manchmal genauso ergangen ist), dass die Verwandten es nicht mit ansehen wollen, wie der früher so starke und kräftige Erwachsene schwächer und schwächer wird und immer weiter körperlich und geistig abbaut. Doch wir haben eine soziale Verantwortung diesen Menschen gegenüber. Denn sowie sie uns, als sie im Erwachsenenalter waren, verpflegt und unterstützt haben, müssen wir uns jetzt um sie kümmern. Dieser „Generationenvertrag" besteht schon ewig, doch heutzutage wird der Gedanke daran immer mehr verdrängt.
Durch mein Sozialpraktikum habe ich ein mir vorher völlig unbekanntes Berufsbild kennen gelernt und seine Vor- und Nachteile miterlebt.
Doch hätte ich mir vielleicht gewünscht, nicht jedes Mal nur mit den alten Leuten zu spielen und zu reden, sondern auch mehr mit dem Personal in Kontakt zu kommen. Die Schwestern auf meiner Station wussten größtenteils nicht, dass es so etwas wie das Sozialpraktikum überhaupt gibt, geschweige denn, dass sie sich ein wenig um mich gekümmert hätten. Doch auf diese Art und Weise habe ich mich besser in die alten Leute hinein fühlen können und ihren Alltag miterlebt.
Von den alten Menschen habe ich auch so einiges gelernt: Denn sie haben in ihren viel längeren Leben weitaus mehr Fehler gemacht als ich bis jetzt. Ich versuche jetzt, nicht immer nach hinten in die Vergangenheit zu schauen, sondern nach vorne und meine Fehler zwar zu akzeptieren, aber nicht noch jahrelang verpassten Chancen hinterher zu trauern. Immer wenn ich im Altersheim war, fühlte ich mich danach zwar müde und geschafft, doch auch glücklich, da ich etwas für andere Menschen getan hatte. Ich fühlte mich insgesamt ausgeglichener.
Ich bin froh, dieses Praktikum gemacht zu haben, auch wenn es eine große zusätzliche Belastung war und ich jetzt, da ich fertig bin, endlich mehr Freizeit habe. Es hat mich ein wenig über mich hinauswachsen lassen und dazu beigetragen, meine Persönlichkeit ein wenig zu verändern, sodass ich offener geworden bin und sozial engagierter. Ich möchte die Zeit, die ich im Fritz-Esser-Haus verbracht habe, nicht mehr missen.
N.N.