Wer ist eigentlich Herr Ristić?

Wir, der Gemeinschaftskundekurs der Kurstufe 1, befassten uns mit dem Thema Sozialstaat, Hartz IV, Arbeitslosigkeit und den 1€-Jobs. Wir recherchierten, lasen Artikel und hörten unserem Lehrer Herrn Best zu.

In einer Unterrichtsstunde brachte Herr Best einen Mann mit in den Unterricht, der uns bekannt vorkam und wir stellten fest, dass es der Mann war, der unseren Schulhof seit einigen Jahren sauber hält. Unser erster Gedanke war, dass er ein 1 € Jobber sei und wohl keine Schulausbildung genossen hat. Doch schnell wurde uns klar, dass er eine sehr spannende Lebensgeschichte zu erzählen hatte. Glücklicherweise konnte er von russisch sprechenden Mitschülern ( Alex,Sandra und Selina) gedolmetscht werden.

Er ist am 24.09.1049 in Uroševcu, Serbien,geboren. Er besuchte für 12 Jahre die Grundschule und das Gymnasium, diente 2 Jahre dem Militär und 9 Jahre später begann er ein 2-jähriges Studium an der Fakultät für Politik in Belgrad. Ab 1991 studierte er 8 Jahre lang an der Fakultät für Recht in Belgrad und absolvierte sein Studium mit einem Abschluss als diplomierter Rechtsanwalt. Neben seiner beruflichen Laufbahn studierte er noch weitere 4 Semester an der Fakultät für Recht in Belgrad. Währenddessen arbeitete er als professioneller Fremdenführer für sowjetische und jugoslawische Touristen und war ein Angestellter im Reisebüro. Ab 2003 verließ er jedoch sein Land mit seiner Frau und seinen 3 Kindern aus politischen Gründen seine serbische Heimat, um seinen Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Er zog nach Mannheim und ist seit dem 7.07.2005 als Hausmeistergehilfe Angestellter bei der Zeitarbeitsfirma Bastian . Er versuchte nebenbei seine Sprachkenntnisse mithilfe altern LFG-Schulbücher zu verbessern. Seine 3 Kinder studierten erfolgreich in Deutschland und er hofft, dass sie hier eine gute Zukunft haben werden. Er selbst lebt mit seiner Frau in einer kleinen Wohnung. Monatlich haben sie 1000€ zur Verfügung, 600€ von ihm und 400€ von ihr. Er träumt von einem qualifizierten Arbeitsplatz, beispielsweise Lehrer, an dem er sein Wissen weitergeben könnte.

Nach dieser Unterrichtsstunde hatten wir eine ganz andere Einstellung gegenüber Personen, die wir im Alltag nicht wirklich wahrnehmen bzw. die “kleinere“ Arbeiten verrichten. Denn wer hätte gedacht, dass unser Hausmeistergehilfe ein Jurist und Dolmetscher ist? Allerdings fehlen ihm leider die notwendigen deutschen oder englischen Sprachkenntnisse, um hier z.B. als Anwalt Fuß zu fassen.

 

Merve Atici und Susanna Erhardt