Interview der Schreibwerkstatt mit Herrn Reusch

„Wer glaubt, dass ein Zitronenfalter Zitronen falten kann, der glaubt auch, dass ein Schulleiter eine Schule leiten kann.“ Mit diesem Satz brachte Herr Reusch, der neue Direktor des Ludwig-Frank-Gymnasiums in einem Interview mit der AG Schreibwerkstatt seine Vorstellung von einer funktionierenden Schule auf den Punkt. Nicht der Schulleiter „leitet“ eine Schule, genauso wenig, wie ein Falter Zitronen faltet, sondern nur die Schulgemeinschaft gemeinsam kann dafür sorgen, dass Schule „gelingt“. Herr Reusch stellte sich den Fragen der Schüler und Schülerinnen, gab bereitwillig Auskunft über sich selbst, seine Ziele und Pläne mit dem Ludwig-Frank-Gymnasium.
  • Schreibwerkstatt: Herr Reusch, was sind denn Ihre Ziele als Schulleiter?

    • Herr Reusch (nachdenklich): Das ist ja fast wie in einem Bewerbungsgespräch (lacht). Da ich es als Lehrer nicht gewohnt bin, gefragt zu werden, gebe ich die Frage an euch zurück: Was ist eurer Meinung nach das Ziel von Schule? Im Wesentlichen sollten wir das LFG so erhalten, wie es ist: Ein Ort, an dem die Schüler gerne lernen und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Auch wenn wir Lehrer euch Schüler manchmal daran erinnern müssen, was eure Bedürfnisse sind (lacht).

  • Schreibwerkstatt: Wollten Sie schon immer Schulleiter werden?

    • Herr Reusch: Ich habe mir nie vorgenommen Direktor zu werden. Das ist wohl auch nicht möglich, da man auf diesen Beruf auch im Studium nicht direkt vorbereitet wird. Ein Schulleiter hat teilweise ganz andere Aufgaben als ein Lehrer, auf die wird man auch nicht wirklich speziell vorbereitet.

  • Schreibwerkstatt: War Ihr Weg zum Lehrer immer vorhersehbar?

    • Herr Reusch: Ich habe mich für das Latein- und Altgriechisch-Studium entschieden, da blieben neben dem Lehrerberuf nicht allzu viele Alternativen. Zwischendurch verschlug es mich aber auch mal nach China, wo ich 1990 gearbeitet habe.

  • Schreibwerkstatt: Nun sind Sie ja mittlerweile Schuldirektor. Wie wird man das denn?

    • Herr Reusch: Das ist ein ganz normales Bewerbungsverfahren, man bewirbt sich, es gibt Bewerbungsgespräche und Prüfungen und schließlich entscheidet das Ministerium zwischen den verschiedenen Bewerbern,

  • Schreibwerkstatt: Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit als Direktor Spaß?

    • Herr Reusch: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich denke mal, dass es die Vielfalt an Aufgaben ist. Die Basis für meine Arbeit ist ein gutes Klima in der Schulgemeinschaft, also zwischen Lehrer, Schülern, Schulleitung. So kann eine Schule das schaffen, was sie sollte: Die Begabungen der Schüler zu entfalten. Und über allem steht die Menschlichkeit.

  • Schreibwerkstatt: Was sind denn die konkreten Aufgaben eines Schulleiters?

    • Herr Reusch: Grundsätzlich ist er erst einmal für alles verantwortlich, was an der Schule geschieht. Wer allerdings glaubt, dass ein Schulleiter wie ein Steuermann auf einem Schiff alles steuert, der ist ein Träumer. Es liegt auf der Hand, dass zum Funktionieren einer Schule alle an ihr Beteiligten ihren Teil beitragen müssen.

  • Schreibwerkstatt: Was wollen Sie an unserer Schule verändern?

    • Herr Reusch: Als nächstes wird es elektronische Infotafeln geben, die alle aktuellen Informationen, wie beispielsweise den ganz aktuellen Vertretungsplan, anzeigen werden. Diese Informationen werden dann auch direkt an die Homepage und auf entsprechend registrierte Handys gesendet und können dort direkt abgerufen werden.

  • Schreibwerkstatt: Was denken Sie über unser Schulsystem? Und wie stellen Sie sich eine ideale Schule vor?

    • Herr Reusch: Die Frage nach dem Schulsystem ist eine politische Frage und hier muss ich mich als Beamter natürlich zurückhalten, da bin ich der Neutralität verpflichtet. Ich habe zwar eine persönliche Meinung, aber die ist hier nicht gefragt. Wenn ihr nach der idealen Schule fragt, geht es um eine Utopie, das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „kein Ort“. Eine solche ideale Schule gibt es also an keinem Ort, sie ist nicht umsetzbar und ich möchte mich lieber auf das Machbare konzentrieren. Und meine „realistischen“ Ziele mit unserer Schule habe ich euch bereits bei der ersten Frage dargestellt.

  • Schreibwerkstatt: Vielen Dank für das angenehme und informative Gespräch.