Ein Nachmittag in der „ Koranschule“

Unser Theaterkurs besuchte diesen Mai ein Theaterstück der ganz besonderen Art. Vergessen wir für einen Augenblick das traditionelle Theaterstück wie wir es kennen, bei dem die Schauspieler auf einer großen Bühne stehen und das Publikum aus der Ferne begeistern und erweitern wir die Bühne auf ganz Mannheim.

Bei der Theateraufführung „Koranschule“ des Nationaltheaters Mannheim handelte es sich  um eine Art Aktionstheater bei dem die rund 100 Zuschauer durch mehrere Stationen in Mannheim geführt wurden und das Stück hautnah in mehreren Gruppen mitverfolgen konnten.

Am Vorplatz des Nationaltheaters angekommen wo das Stück angefangen und später wieder geendet hatte konnte sich jeder Besucher zunächst einen arabischen Namen geben lassen sofern er das wollte und so wurde ganz schnell aus Julia Farida oder aus Peter Mohammed und das gesamte Publikum verwandelte sich in „Koranschüler“ welche durch die drei Hauptdarsteller Martin Aselmann, Klaus Rodewald und unserer Partnerschauspielerin Michaela Klamminger durch die 16 Lektionen des Stücks geführt wurden. Nach der lustigen Begrüßung und Einführung in die „Koranschule“ starteten wir mit Taxis und arabischer Musik zu unserer ersten Station, einem Hinterhof der Fatih Moschee im Jungbusch wo ein junger gläubiger Mann eine rituelle Waschung und sein Gebet vollzog während im Hintergrund über ein Lautsprecher Interviews von Muslimen abgespielt wurden, welche über ihre Schicksale und ersten Erfahrungen als Muslime in Deutschland berichteten. Direkt danach ging es weiter in die Moschee und wie es sich gehört zogen sich alle Besucher Ihre Schuhe aus als sie das Gotteshaus betraten wo bereits der Imam Bektas Cezik  auf sie wartete und etwas über den Beginn des Islams und dem Propheten erzählte. Weiter im Frauengebetsraum bereits bei Lektion 8 „Sich bedecken“ angekommen spielte nun Michaela Klamminger eine junge Frau welche sich freiwillig den Schleier umgelegt hatte unabhängig von ihrer Familie rein aus Überzeugung und ihrem Glauben und berichtete über ihre Erfahrungen und Diskussionen die dadurch in Ihrem Umfeld ausgelöst wurden und räumte mit zahlreichen Vorurteilen auf. Nun ging es weiter in einen Innenhof und wie es sich für fleißig lernende Koranschüler gehört wurde in Lektion 11 eine kleine Pause gemacht und alle konnten sich mit Tee und türkischen Köstlichkeiten stärken bevor es zu den letzten Lektionen ging.

Nachdem wir in kleineren Gruppen nun die letzten Lektionen in einem Friseursalon, einem Büro und einem Wohnzimmer erteilt bekommen hatten und uns noch ein weiteres Mal die arabische Kultur näher gebracht wurde ging es gemeinsam mit der Straßenbahn zurück zum Nationaltheater wo jeder zum Schluss wenn er wollte ein Abschlussgebet auf einem Teppich Richtung Mekka abhalten konnte.

Diese neuartige Form von Theater bei der das Publikum hautnah dabei war und direkt von den Schauspielern angesprochen wurde hat uns alle sehr begeistert und spaß gemacht. Ebenso bewundernswert war das Schauspielerische Talent aller Schauspieler die sich sehr echt in die Rollen der arabischen Mannheimer versetzt hatten und somit erfolgreich mit einigen Vorurteilen aufräumen konnten.

Theaterkurs