In den Schuljahren 2010/11 und 2011/12 gab es
am LFG eine russische Fremdsprachenassistentin aus Perm, die den
Unterricht begleitet und an vielen außerunterrichtlichen
Veranstaltungen begleitet hat. Sie hat in diesen zwei erfolgreichen
Jahren das Schulleben am LFG bereichert.
Огоромное
спасибо за
все!
Hier ihre Notizen und ein ausführlicher Erfahrungsbericht. |
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Deutschland. LFG. Mannheim. Notizen einer russischen Fremdsprachenassistentin |
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... Juhu! Uni absolviert! ... Ich bin in Deutschland!!! Mannheim. Es erinnert mich an meine Heimatstadt - Perm - auch Industriestadt, auch wenig Sehenswürdigkeiten, auch Flüsse und auch Bezirke mit Eigennamen. Ich fühle mich wie zu Hause. ...Eindrücke von der Schule: Nach 2 Wochen - Wow! Was für ein großes Gebäude! So viele Lehrer! In Russland hatten wir nur etwa 30 Lehrerinnen. Ich habe einen Schlüssel für alle Türen bekommen! Ein Gefühl wie im Film „The Skeleton Key". Es ist irgendwie kompliziert mit dem Chip in der Mensa. Man soll das Essen bestellen! Ich habe so was noch nie gesehen.... Es gibt keine Uniform in der Schule. Die Lehrer und Schüler ziehen sich so an, wie sie wollen.... So viele russischsprachige Schüler in der Schule! Man braucht eigentlich gar keine Fremdsprachenassistentin. ... Im Unterricht. So laut. Alle reden mit einander. Die Schüler stellen immer so viele Fragen, bei uns haben alle meistens geschwiegen. Hrn.. Die Schüler melden sich freiwillig, wenn sie keine Hausaufgaben gemacht haben. Die Schüler sind manchmal ganz schön frech! ... Sie haben mehr Freiheiten, als in Russland. Sie sind selbständig und haben eine eigene Meinung. Das finde ich sehr gut! ... Die Schüler sagen, dass ich bin zu streng bin. Hm. Merkwürdig, ich bin halb so streng wie in Russland! ... Ich hatte noch nie einen Terminkalender! Jetzt bin ich eingedeutscht, habe viele Termine, bin im Stress und habe keine Freizeit - nach deutschem Maßstab. Nach russischem - mache ich hier gar nichts. ...Ich lebe mich ein: deutsche Mentalität. Pünktlichkeit. System. Plan. Ehrlichkeit. Regeln, Regeln, Regeln. Oh man, ich werde verrückt! ... Mein Leben außerhalb der Schule. In einem Jahr habe ich 10 europäische Länder bereist. Das ist ein Rekord. Ich habe in meinem ganzen Leben in Russland nicht so viel gesehen. Wenn man von Perm 500 km in eine beliebige Richtung fährt, bleibt man immer noch in Russland und sieht höchstens irgendein altes Dorf. Und hier - 1 Stunde mit dem Auto und man ist schon in Frankreich. Wahnsinn! Die Zeit- und Raumwahrnehmung ist auf den Kopf gestellt. ... Meine Initiative .Ich habe mich sehr gefreut mit den Schüler einige Projekte mit einem Gymnasium aus Perm starten zu können. Weg war aber meine Begeisterung, als am Ende des Projekts von 40 angemeldeten Schüler nur 5 vor mir saßen und bereit waren alle Aufgaben, die wir innerhalb von 6 Wochen nicht geschafft haben in 2 Stunden zu machen. Ich habe euch lieb! ... Letzter Tag in der Schule. Die Zeit vergeht im Nu. Nun sind 2 Jahre rum. Ich habe viel gelernt, mich weiterentwickelt, das Land von Goethe und Schiller, deutsche Mentalität und Traditionen kennen gelernt, im deutschen Gymnasium unterrichtet und habe sehr viel Spaß gehabt. Ich werde euch alle sehr vermissen! Es war toll mit euch zu arbeiten und ich sage: Ich komme auf jeden Fall zurück. Auf Wiedersehen!!! |
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Fazit einer russischen Fremdsprachenassistentin Die zwei Jahren als Fremdsprachenassistentin waren eine hervorragende Möglichkeit, das Land der erlernten Sprache, in meinem Fall Deutschland, näher und persönlich kennenzulernen. Man nimmt die Menschen, die Mentalität und die Kultur mit eigenen Augen und Gefühlen wahr. Für mich ist das besonders interessant, weil ich meine Diplomarbeit dem Thema „Die Wahrnehmung der Zeit in der deutschen und russischen Kultur" gewidmet und nun die Möglichkeit habe, meine Ergebnisse zu überprüfen und meine Gedanken und Ideen zu diesem Thema weiter zu entwickeln. Daneben möchte ich den Gewinn betonen, der sich durch die Teilnahme am FSA-Programm ergeben hat, und zwar die methodischen und fachlichen Erkenntnisse, die ich durch eine intensive Zusammenarbeit mit meinen Betreuungslehrern gewonnen habe.
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In interkultureller Hinsicht habe ich viel Erfahrung gesammelt, denn ich habe die Menschen, die Mentalität und die Kultur näher kennen gelernt, habe viele traditionelle Ereignisse und Feiertage miterlebt, zum Beispiel Weihnachten und den Weihnachtsmarkt, den Nikolaustag, Fasching, das Oktoberfest und viele andere, die man in Russland nur aus Büchern kennt. Das ist wichtig, weil wenn man als Lehrerin weiter tätig sein möchte, darf man nicht nur über gute Sprach-, sondern auch über Landeskundekenntnisse verfügen. Man darf nicht vergessen, dass die Assistenzzeit nicht nur für mich, sondern auch für die Lehrer nützlich ist. Während des Jahres haben wir immer einander gegenseitig geholfen und fruchtbar zusammengearbeitet.! In unserer Schule lernen viele russische Muttersprachler und die Arbeit mit ihnen hat mir sehr viel Spaß gemacht, sodass ich den Unterricht mit ihnen in allen Stufen übernommen habe. Wir haben uns mit russischer Hauslektüre beschäftigt, Filme analysiert und besprochen, gespielt, diskutiert und Ausflüge gemacht. Ich sammelte viele Erfahrungen bezüglich der Abiturvorbereitung zum Roman „Hundeherz", der in BW Schwerpunktthema der Prüfung ist. Es war für mich auch sehr wichtig, mein Heimatland anders wahrzunehmen und die Probleme, die Russland betreffen, aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Deswegen konnte ich mein Land ein wenig anders präsentieren, als es im Fernsehen dargestellt wird, und auf dieser Weise das Interesse für die russische Sprache bei jüngeren Schülern erwecken. Es ist zu betonen, dass alle Assistenten Vertreter ihres Landes sind. Ich bin stolz darauf, dass ich viele Stereotypen, die mit Russland verbunden werden, aufbrechen konnte. Während des Schuljahres planten wir viele Projekte zum Beispiel - eine AG zu organisieren, wo man russische Lieder singen könnte, ein Musical über Russland aufzuführen, ein internationales Projekt zu starten und noch viele andere. Leider konnten wir nicht alle unsere Ideen verwirklichen, weil das Kerncurriculum der Schüler keinen weiten Freiraum für solche Projektarbeiten bot. Dennoch konnten wichtige Projekte realisiert werden. Und zwar zwei internationale Projekte zwischen zwei Gymnasien - dem LFG in Mannheim und dem Gymnasium 8 in Perm, „Die deutsche und russische Mentalität" und „Das Schulsystem in Deutschland und in Russland". Das Ziel der Projekte war die Förderung der Motivation der Schüler, die innere Bereicherung, das Kennenlernen des Landes der erlernten Sprache, die Suche nach neuen Freunden und das Erwecken des Interesses für die Sprache. Am Ende der Projekte haben wir eine Zeitung mit allen Ergebnissen und ein Plakat erstellt. Außerdem habe ich die Arbeit an einer zweisprachigen Dokumentation des Schüleraustauschs mit einer Partnerschule auf der Krim (Schule 24, Simferopol) organisiert und begleitet, die als bebilderte Broschüre im Laufe des Schuljahres herausgegeben wurde. Das war eine kurze Zusammenfassung meiner Erfahrung als Fremdsprachenassistentin und ich möchte mich herzlich beim Herrn Seidling und Herrn Reusch, und natürlich bei dem Russischlehrer-Team Gerhard Genthner, Klaudia Peters und Alexandra Schmidt bedanken, die meinen Aufenthalt im Gymnasium und in Deutschland verschönert haben. Vielen Dank und liebe Grüße Svetlana E. aus Perm
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