Der Schmäh-Film

Die Bilder, die gerade um die Welt gehen, sind bezeichnend: Tausende Muslime in islamischen Staaten protestieren lauthals gegen das Hass-Video.

Hunderte werden verletzt, es sterben unzählige Menschen. Die amerikanische Flagge wird verbrannt, Botschaften gestürmt. Und das alles im Namen des Islam und seines Propheten. Folglich wundert man sich, warum der Islam als intolerante und aggressive Religion bezeichnet wird. Tja, liebe fundamentalistische Minderheit, die ihr meint, unseren Propheten beschützen zu müssen, obwohl Gott im Qur´an sagt: „Versucht ihn nicht zu beschützen, denn ich alleine schütze ihn und ihr kommt mit mir nicht an!“, ihr alleine habt diesen äußerst talentfreien und geschmacklosen Film ins Scheinwerferlicht katapultiert. Doch sind wir Muslime nicht in solchen Situationen angehalten, mit Geduld, Vernunft, Diplomatie und Intelligenz zu reagieren? Das beste Beispiel ist Deutschland. Hier reagieren die Muslime emanzipiert, ruhig, gelassen, ja sogar etwas verblüfft. Natürlich kritisieren sie den Film aufs Schärfste. Aber trotz der emotionalen Debatte, verbieten oder nicht, bleiben alle ruhig. Denn hier berufen sich alle auf das Recht der Meinungsfreiheit, die sowohl fest im Deutschen Grundgesetz, als auch in der Internationalen Menschenrechtskonvention verankert ist: „Jeder hat das Recht seine Meinung in Wort, Schrift, Bild zu äußern und zu verbreiten“. Und aus diesem Grunde bin ich gegen ein Aufführ-Verbot des Films. Denn die Meinungsfreiheit ist eines unserer zentralen Güter. Natürlich ist es nicht zu verleugnen, dass hier gezielt eine Glaubensgemeinschaft beleidigt wurde und das Recht auf Meinungsäußerung missbraucht wurde, aber man sollte nicht emotional handeln, sondern sollte den Tatsachen ins Gesicht schauen. Ein Verbot würde den Film nur wichtiger machen, als er ist und den Macher und seine Befürworter bestätigen. Außerdem haben Verbote nie zur Aufklärung beigetragen. Die Muslime hier können es nicht verantworten, dass ihnen nachgesagt wird, sie seien speziell und man müsse sie schützen, da ansonsten  unser gesellschaftlicher Frieden bedroht sei. Man sollte den Film zeigen dürfen, alle, die diesen schlecht gemachten und ziemlich uninteressanten Film sehen wollen, sollen ihn sehen. Denn dann wären wir diese ganzen Diskussionen los und man könnte sich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Wenn es zu einem Verbot käme, dann würde diese Debatte nur noch mehr angeheizt werden und weitergehen, ohne nahes Ende.

Wenn Befürworter des Verbots damit argumentieren, dass sich zwei grundlegende Menschenrechte gegenüber stehen, nämlich Religions- und Meinungsfreiheit, so ist dies ein schwaches Argument. Denn dieser Film hindert keinen einzigen Muslim, seine Religion frei zu praktizieren. Es ist vielmehr eine Frage der Gesellschaft. Unsere Gesellschaft sollte sich wie eine verhalten, den Film verurteilen und zur geplanten Vorführung nicht erscheinen. Sie sollte dies im Zeichen des Respekts und der Toleranz gegenüber den muslimischen Mitbürgern und als deutliches Zeichen gegen Rechts tun. Doch bis dahin bleibt zu hoffen, dass die Regierung die Gesellschaft agieren lässt und die Muslime ihrem Vorbild nachgehen und Schlechtes mit Gutem erwidern…

Lavdrata Arifi