Zeitzeuge der Vergangenheit in der 9a
Am Montag, den 22.03.2010, bekam die Klasse 9a im Rahmen des Geschichtsunterrichts von Frau Oberländer Besuch von Herrn Karl Heinz Mehler, einem Zeitzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Herr Mehler, welcher zur sogenannten Hitlerjugend zählte, berichtete uns von den Geschehnissen seiner Zeit und den Gedanken und Gefühlen, die man als Jugendlicher damals hatte.


Angefangen in der Grundschule wurden die Kinder bereits in jungem Alter von der NSDAP beeinflusst. Von Hakenkreuzen in den Deutschbüchern über Winkelmaße der Wehrmacht im Mathematikunterricht bis hin zu Handgranatenweitwurf als Sportdisziplin wurde der Alltag der Schüler vom Nationalsozialismus geprägt. Ziel dieser Maßnahmen war es, die Menschen möglichst früh an Adolf Hitler und dessen Partei zu binden und sie zu Soldaten auszubilden. Aus diesem Grund durften auch nur Lehrer, die der Partei angehörten oder nahe standen, an den Schulen unterrichten.  Außerhalb der Schule waren die Jungen dazu verpflichtet, jeden Samstag uniformiert durch die Straßen zu marschieren und die Hymne der Hitlerjugend zu singen - „Seid bereit für euer Vaterland zu sterben…“ lautete die Botschaft.  Anstelle von Dingen wie Menschlichkeit und Toleranz lernten sie bereits sehr früh mit Waffen umzugehen. So kam es, dass einige Kinder – auch in Herrn Mehlers Umfeld – ihre eigenen Eltern anzeigten, wenn diese ihnen Dinge erzählten, die gegen das System waren. Es gab jedoch – so Herr Mehler – nur sehr wenige Erwachsene, die der NSDAP Widerstand leisteten. Die meisten von ihnen ließen sich von Hitler beeinflussen und waren der Auffassung, die Deutschen seien die ‚Größten und die Schönsten“. Sie glaubten an die Überlegenheit der nordischen Rasse und fühlten sich besonders. Aus diesem Grund waren viele Menschen davon überzeugt, Hitler wolle ihnen nur einen angemessenen Platz in der Welt sichern. So ließ sich auch die Jugend manipulieren, manchmal ohne etwas von den grausamen Taten der Deutschen zu wissen.
Erst nach Kriegsende durch seine Erfahrungen in französischer Gefangenschaft arbeitete Herr Mehler die Ereignisse langsam auf, verstand, wie auch er benutzt und manipuliert worden war.  Später schrieb er seine Erinnerungen in der Biographie ‚Verführte Jugend’ nieder, die zum Zeugnis seiner persönlichen Erfahrungen als Hitlerjunge in Mannheim-Neckarau wurde. Herr Mehler, Jahrgang 1929, hat sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen heute aufzuklären und ihnen Mechanismen der Beeinflussung bewusst zu machen. Daher geht er an die Schulen und stellt sich als Zeitzeuge den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Von seinen Erlebnissen zu hören ist einerseits erschütternd, andererseits bringt es uns auch heute zum Nachdenken: Wie hätten wir gehandelt?
Annette Apostolova, 9a