Eine Euro-Münze erzählt aus ihrem Leben

An einem schönen Samstagnachmittag schlenderte ich über die Mannheimer-Messe. Ich stand und betrachtete das große Riesenrad. Als ich weiterlaufen wollte, hörte ich eine leise Stimme: „He du! Pass doch auf wo du hintrittst.“ Ich sah mich verwundert um. „Hier unten du Dummkopf!“, sprach die Stimme.

Jetzt schaute ich nach unten. Da lagen Kaugummipapiere, ein zerknülltes Taschentuch, noch anderer Müll und ein Euromünze. Diese hob ich natürlich auf. Schon wieder erklang diese Stimme: „Na endlich, bist echt schwer von Begriff.“ Ich schaute mich verdutzt um. Hatte da etwa die Euromünze zu mir gesprochen? „Du kannst reden?“, fragte ich. „Klar kann ich reden, was denkst du denn. Komm, lass uns ein Stückchen laufen. Ich erzähle dir etwas von mir und wie ich hier gelandet bin.“ Die Münze fing an zu erzählen: „Geboren wurde ich im Jahre 2007 in der Prägeanstalt-Monaco. Dann wurde ich mit einem Panzerwagen und anderen Münzen nach Deutschland zur Sparkasse in Mannheim gebracht. Ich wurde in einem großen dunklen Behälter aufbewahrt, bis mich eine nette Dame abholte. Sie schmiss mich in ein schwarzes, großes Leder-Dings-Bums. Nach einer Weile kam Licht in das dunkle Ding. Klar waren dort auch noch andere Münzen gewesen. Die aber waren nicht besonders nett. Die Dame holte mich aus diesem Ding raus und legte mich in eine Kinderhand. Dabei hörte ich sie sagen: „Hier mein Schätzchen, dein Taschengeld.“  Ich dachte nur: „Was ich, Taschengeld? Dann muss wohl dieses schwarze Dings-Bums eine Tasche gewesen sein.“  Das Kind lief mit mir in sein Zimmer. Nun warf es mich in eine dunkle Dose. Als ich unten aufkam,  klirrte es. Durch einen Schlitz an der Decke schimmerte ein wenig Licht in die Dose. Ich konnte trotzdem auf den ersten Blick nichts erkennen. „Schon wieder im Dunkeln eingesperrt“, schluchzte ich traurig.  „Ja wir sind auch nicht gerade begeistert!“  „Wer ist da?“, fragte ich ängstlich. „Na ich und die anderen Münzen.“  Ich drehte mich erschrocken um. Ich erblickte viele andere Münzen und stotterte: „Oh… iiich wuwusste niinicht, daadass noch aaandere Münzen Hiihier sind.“  Eine der andren Münzen kam angesprungen und sagte fröhlich: „Ola, me jamo Cico Münze.“ Da kam noch eine weitere Münze und sagte: „Bonjour, je m’appelle Münzi.“  „Hallo, wo kommt ihr her?“,  fragte ich. „Ich komme aus Paris“,  sagte eine die Münze mit dem französischen Akzent. „Ich komme aus Espana. Ole!“, erzählte die andere. Eine der anderen Münzen kam zu mir und fragte mit einem schwer verständlichen Akzent: „Du sehen sehrrr aufgerregt. Ich Italiano, wollen du Pizza?“ „Nein danke, ich habe keinen Hunger.“ Plötzlich wurde die Dose heftig geschüttelt. Ich und vier andere Münzen fielen heraus. Kurz bevor uns die Kinderhand aufhob, hörte ich die anderen Münzen noch rufen:“Au revoir, mon ami! - Adios, amico! - Arrivederci!“ Jetzt steckte uns das Kind in seine rechte Hosentasche und lief mit uns eine Straße entlang zur Messe. Dort nahm es uns wieder in die Hand. Wir befanden uns vor einem Süßigkeitenstand. Das Kind sagte: „Eine Tafel Schokolade und drei Gummischlangen, bitte.“ „Das macht dann vier Euro, bitte“, sagte die Frau hinter dem Stand. Das Kind nahm vier Münzen und gab sie der Frau. Mich nahm es nicht, sondern steckte mich in ihre linke Hosentasche. Es rannte schnell zum Riesenrad, um damit zu fahren. Was es nicht bemerkte, war, dass ich durch ein Loch,, in der Hosentasche hinaus rutschte. Ich fiel zwischen Kaugummipapier, einem zerknüllten Taschentuch und noch anderen Müll. Dort lag ich eine Weile und sprach einige Leute an, aber niemand konnte mich hören. Es war einfach viel zu laut. Und dann kamst du ins Spiel. Den Rest kennst du ja.“

„Komm, ich nehme dich mit zu mir. Wie heißt du eigentlich?“ „Ich heiße Münzo Camill.“ Zuhause angekommen, nahm ich Münzo Camill mit in mein Zimmer. Dort fand ich außerdem noch heraus, dass ein paar meiner anderen Münzen auch reden konnten. Das war eine Überraschung! Ich baute ihnen ein Haus, in dem sie wohnen konnten. Wir wurden die allerbesten Münzenfreunde. Gemeinsam beschlossen wir, dass ich sie nie ausgeben würde.

 

 

(Charleen I./Dafina K.)