Gedenkveranstaltung zum 90. Todestag von Ludwig Frank.

"Wir müssen gerecht werden, wir müssen ein Herz haben für die Leiden der Tieferstehenden. Wir dürfen uns nicht rüsten zu einem roh-egoistischen Interessenkampf, nein, unser Streiten sei ein Streiten um das Wohl aller, im Dienste der Allgemeinheit."
(aus Ludwig Franks Abiturientenrede, gehalten am 20. Juli 1893)

Ludwig Frank, geboren am 23. Mai 1874 in Nonnenweiler, starb fürs Vaterland am 3. September 1914 in der Schlacht bei Luneville. Der jüdische Rechtsanwalt und SPD-Reichtagsabgeordneter Ludwig Frank, der noch Ende Juli 1914 auf einer Friedenskundgebung gesprochen hatte und in der sozialistischen Friedenbewegung aktiv gewesen ist, hatte sich zur vermeintlichen Verteidigung des Vaterlandes zur Verfügung gestellt. Der Tod auf dem Schlachtfeld beendete das Leben dieser charismatischen Persönlichkeit.


Theater-AG "Zettels Traum"
Begrüßung Schulleiter Jürgen Hahn


Auch die Schüler und Lehrer des Ludwig-Frank-Gymnasiums beschäftigte die Frage, warum ein Pazifist sich freiwillig in den Krieg meldet. So begab sich die Klasse 8d unter Leitung von Lucia Laier und Marco Leube, mit der Kamera ausgestattet, auf die Spuren Ludwig Franks und befragte Menschen in Mannheim über den Namensgeber ihrer Schule. Der Neigungskurs Geschichte unter Leitung von Katy Oberländer setzte sich in vielfacher Weise mit der Person auseinander und konnte ihre Ergebnisse in einer Ausstellung dokumentieren. Da die offizielle Gedenkfeier (Die Stadt Mannheim hatte des bedeutenden Mannheimer Politikers  in einer Feier am 5. September 2004 im Jüdischen Gemeindezentrum gedacht) in die Sommerferien fiel und man davon ausgehen konnte, dass ein Großteil unserer Schulgemeinschaft bei dieser Feier nicht hätte anwesend sein können, organisierte Hermann Jann für den 17. November 2004 um 19.00 Uhr eine Gedenkveranstaltung im Theatersaal des Ludwig- Frank-Gymnasiums.

Zunächst begrüßte der Schulleiter Jürgen Hahn die Gäste und ging kurz auf den Lebensweg Ludwig Franks ein. Es folgte dann der etwa 15 Minuten lange Film der 8d. In beeindruckender Weise näherte sich die Theater-AG "Zettels Traum" unter Leitung von Udo Merz und Max Siefert durch szenisches Lesen dem Schicksal Ludwig Franks.


Ansprache Lutz Gerber
Empfang mit der Schulleitung

Die Gedenkrede hielt Lutz Gerber. Er setzte sich in kritisch-intelligenter und zugleich sensibler Weise mit der Frage auseinander, welche Motive den Pazifisten Ludwig Frank so sehr zum Patrioten werden ließ, dass er sich gleich nach Ausbruch des 1. Weltkrieges zum Militärdienst meldete und an der Front in Lothringen bei einem Sturmangriff von einer Kugel tödlich getroffen wurde. Lutz Gerber versuchte Franks Beweggründe sowohl im Zeitgeist wie auch in der Persönlichkeit zu erklären. Die Sozialdemokraten waren von der damaligen Regierung als "vaterlandslose Gesellen" verunglimpft, in einer Zeit, in der die Liebe zum Vaterland höher angesiedelt war als die Liebe zu einer Frau. Lutz Gerbers Rede gipfelte in der Auseinandersetzung mit der Frage der Verführbarkeit und er zeichnete damit einen Bogen zur heutigen Zeit, in der es mehr denn je gilt, sich der Verführung entgegen zu stellen. Dieser Aufgabe ist gerade die Schule in ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag verpflichtet.

Veronika Phung umrahmte musikalisch diese Feier mit Klavierstücken von Debussy und zeigte dabei großes Können.

Im Anschluss an die Gedenkfeier konnten die präsentierten Arbeiten der Schülerinnen und Schüler über Ludwig Frank besichtigt und bei einem kleinen Umtrunk angeregte Gespräche geführt werden.

Insgesamt bot dieser Abend in vielfältiger Weise nicht nur eine Auseinandersetzung mit Ludwig Frank, sondern auch mit der Vergangenheit und dabei im Besonderen mit der jüngeren deutschen Geschichte.

(Lucia Laier)