Junge Forscher stellen zum Start der Mittelstufe bei der Jugendakademie Mannheim Gummibärchen her.

Auch Begabte fördern

Jugendakademie Mannheim eröffnet Programm für die Mittelstufe

Von Marion Gottlob

Erst einmal sitzen die 31 Jugendlichen ein bisschen schüchtern an ihren Labortischen. Aber dann schüttet die 14-jährige Christine eifrig Kunsthonig, Zuckerlösung und Gelatine in ein Glas und rührt um. Der 16-jährige Robert und der 15 Jahre alte Tobias kippen grüne und blaue Lebensmittelfarbe dazu. Es entsteht eine giftig-türkisfarbene Masse. Jeder probiert einmal davon. "liieh", sagen sie, "ist das süß und pappig." Anschließend wird die zähe Flüssigkeit in Förmchen gefüllt. Und siehe da! Es entstehen selbst gemachte Gummibärchen...


 
Die besonders Begabten aus der Mittelstufe des LFG von links Laura Silbermann, Katja Menis und Marcel Wiehl mit Frau Laier

Wo sind wir? Im Landesmuseum für Technik und Arbeit (LTA), wo die Jugendakademie Mannheim ihr neues Programm für die Mittelstufe eröffnet. Ziel der Jugendakademie ist es, besonders begabte Jugendliche zu fördern. "Bisher", sagt Dr. Gerhard Mersmann, Leiter des Fachbereichs Bildung der Stadt, "gab es viel Förderung für benachteiligte Kinder." Also für Kinder, die in der Schule Probleme haben. "Aber wir müssen uns auch um die begabten Kinder kümmern. Zur Chancengleichheit dürfen wir diese Kinder nicht links liegen lassen."

Schon 1997 gründete die Stadt Mannheim gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg und einigen Unternehmen aus der Region die Jugendakademie. Das Programm begann mit den "Großen", nämlich mit den Schülern der Oberstufe des Gymnasiums und Lehrlingen, und inzwischen beteiligen sich rund 90 Jugendliche aus Mannheim und ] Umgebung an dem Angebot. Bei der Oberstufe kann sich jeder anmelden, schnell zeigt sich, wer das anspruchsvolle Projekt durchhalten kann.

Im vergangenen Jahr startete dann die Kinderakademie mit rund 110 Kindern im Grundschulalter. Hier dürfen nur Kinder mitmachen, die einen IQ-Test mit mindestens 130 Punkten bestanden haben, so Dr. Martina Fuchs vom Fachbereich Bildung.

Die neue Mittelstufe der Jugendakademie ist gedacht für Kinder der Klassen 8 und 9. Damit ist Mannheim vermutlich die erste Stadt in Baden-Württemberg, die eine Förderung von begabten Kindern in allen Altersstufen anbieten kann, betont Manfred Gross von der Jugendakademie. Für die Mittelstufe durfte jede Mannheimer Realschule und jedes Gymnasium jeweils zwei Kinder vorschlagen. Der Vater von Christine hatte sich für die Eröffnung extra frei genommen, er sagt:

"Das ist eine Chance für meine Tochter." Allerdings, so war zu hören, haben nicht alle Schulen das Angebot wahrgenommen, und einige Kinder machten nicht mit.

Das Konzept für die Mittelstufe ist ähnlich aufgebaut wie für die "Kleinen" und "Großen". Jedes Kind darf sich eine Arbeitsgemeinschaft auswählen. Christine, Tobias und Robert möchten ein Praktikum bei der Firma Roche Diagnostics machen: "Wir wollen selbst experimentieren." Ferner gibt es ein Praktikum im LTA oder einen Workshop in der Kunsthalle, ergänzend dazu Veranstaltungen für alle Kinder, unter anderem ein Praktikum in der Heidelberger Landessternwarte und Besuche bei der Uruk-Warka-Sammlung und beim Ägyptologischen Institut in Heidelberg. Auch werden drei Wissenschaftler kindgerechte Vorträge halten.

Die Aktion mit den Gummibärchen zum Start der Mittelstufe war als Überraschung für die Kinder gedacht. Die "Zucker-Forscher" durften zuerst ihre eigenen Gummibärchen herstellen, dann folgte die Theorie mit den komplizierten chemischen Formeln für die Süßigkeiten. Prof. Gerhard Selmayr, Direktor des Landesmuseums: "Heute erforschen die Kinder Gummibärchen, vielleicht erforschen sie später eine Lichtmaschine, mit der wir in zwei Stunden zum Mars fliegen können."
RNZ vom 11.3.2004
INFO: Mehr Informationen unter www.jugendakademie-mannheim.de