Das LFG im „Forum der Jugend“ zur Landtagswahl 2006
Als wir von unserem Gemeinschaftskundelehrer, Herrn Jann, hörten, dass wir am 14.3.2006 an einer Podiumsdiskussion im „Forum der Jugend“ mit den diesjährigen Landtagskandidaten teilnehmen sollten, war wir alle nicht so recht begeistert. Von10.30.-13.30 Uhr sollten wir dasitzen und sinnlosem Politikgerede zuhören? – Das konnte ja heiter werden!
Wie abgesprochen , trafen wir uns am Dienstag in der großen Pause auf dem Schulhof und liefen gemeinsam zum „Forum der Jugend“ in der Nähe der Schafweide. Das LFG war mit drei Klassen vertreten, außer meiner Klasse, der 10d, waren noch die 10c, begleitet von Herrn Best, und die10b, begleitet von Frau Schwichtenberg, dabei. Außer uns waren aber auch noch drei Klassen aus anderen Mannheimer Schulen gekommen.

Um 10.45 Uhr hatten wir alle Plätze gefunden und warteten nur noch auf den Vertreter der CDU, der sich verspätet hatte. Da er um 11.Uhr immer noch nicht da war, beschloss der Moderator der Veranstaltung, Herr Paskuda, trotzdem schon anzufangen. Er begrüßte uns alle  herzlich, hieß uns willkommen und erklärte uns das Projekt „Jugendwahl“. Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Umfrage im Internet für Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren, sozusagen eine Landtagswahl für Teens. Viele Schulen und Vereine beteiligen sich an diesem Projekt: sie teilen Wahlbriefe aus, mit denen die Jugendlichen ihre Stimmen abgeben können. Am Wahltag soll dann in der Jugendkirche eine Wahlparty stattfinden, auf der auch das Ergebnis der Jugendwahl bekannt gegeben wird.
Nach dieser aufschlussreichen Erklärung traf endlich Herr Reichardt, der Landtagskandidat der CDU, ein. Mit seiner Verspätung, für die er sich nicht entschuldigte, hatte er sich schon von vornherein etwas unbeliebt gemacht bei dem jugendlichen Publikum.
Nachdem  sich alle Kandidaten vorgestellt hatten: Herr Dr. Mentrup für die SPD, Herr Fontagnier für die Grünen, Herr Kauer für die FDP und Herr Merling für die WASG sowie Herr Reichardt für die CDU, ging es los.

Herr Paskuda eröffnete das Gespräch, indem er die Kandidaten bat, sich zu positionieren, indem sie sich links oder rechts des Podiumstisches einordnen wollten oder in der Mitte. So kam gleich Bewegung ins Spiel und man konnte schnell erkennen, dass die Mehrheit der Vertreter sich selbst eher links einordnete.
Nun begann die Befragung der Kandidaten. Der Moderator hatte zehn Fragen aus dem „Prüfsteinkatalog“ des Stadtjugendrings ausgewählt und begann mit der ersten Frage, die eigentlich ein Vorwurf war: Der Stadtjugendring hatte Briefe mit den „Wahlprüfsteinen“ an die einzelnen Parteien geschickt, von keiner Partei jedoch Antwort bekommen. Der CDU-Vertreter meinte hierzu, die Fragen seien leider nicht angekommen, der FDP-Kandidat meinte, es gäbe zu viel Arbeit und man könne nicht alle Briefe beantworten. Damit gab sich der Moderator zufrieden, das Publikum jedoch gab seinem Unmut mit Buhrufen und Protestgemurmel Ausdruck.
Wir kamen zur zwei
ten Frage, nämlich, ob das Wahlalter auf 16 oder gar 14 Jahre herabgesetzt werden solle. Herr Fontagnier von den Grünen sprach sich spontan für das Wahlalter 16 aus, 14  Jahre hielt er jedoch für zu früh. Der  CDU-Vertreter war strikt dagegen und wollte die Grenze bei Jahren beibehalten. Der SPD-Kandidat war bereit über den Vorschlag nachzudenken, aber höchstens bis zum Wahlalter von 16 Jahren. Der FDP-Vertreter meinte, 14 Jahre sei viel zu jung, aber bei Kommunalwahlen könne man früher als mit 18 Jahren wählen. Die WASG war einer Meinung mit den Grünen und erhoffte sich durch eine Senkung des Wahlalters eine größere Bürgerbeteiligung bei den Wahlen.
Nun wurde das Publikum befragt, wobei sich hier eine große Mehrheit für das Wahlalter 16 aussprach.



Die dritte Frage des Moderators beschäftigte sich mit der Einführung von Studiengebühren. Der WASG-Vertreter zog sich hierbei die Zuneigung des Publikums zu, indem er sich als absoluter Gegner von Studiengebühren äußerte. Die CDU war hier genau gegenteiliger Ansicht und vertrat die Meinung, dass Studiengebühren unbedingt notwendig seien, um eine bessere Ausstattung der Universitäten zu gewährleisten.
Es ging weiter mit der vierten Frage, mit dem Thema „G8“. Herr Reichardt befürwortete das achtjährige Gymnasium vehement und hieß es gut, dass junge Menschen so früher in die Arbeitswelt entlassen werden könnten. Herr Fontagnier dagegen sagte, der Druck auf die Schüler sei durch G8 viel zu groß, es sei zu viel Stoff, von dem zu wenig hängen bleibe. Alles in allem sei G8 ein großer Fehler gewesen. Die anderen Vertreter sprachen sich für „Nachbesserungen“ der Schulreform aus.
Bei der fünften Frage ging es um Ganztagesschulen. Die SPD meinte, Ganztagesschulen müssten bedeuten, dass die Schüler ab 16 Uhr frei hätten, da sie Hausaufgaben sowie Musik-und Sportförderung schon in der Schule erledigt hätten. Der WASG-Vertreter schüttelte die ganze Zeit über den Kopf und informierte über die Pläne seiner Partei zur Einführung einer zehnjährigen Gesamtschule und einer anschließenden Differenzierung.
Nach diesen fünf Fragen gab der Moderator die Mikrofone im Raum frei für die Jugendlichen Hier kam es zu einer regen Beteiligung, wobei sich viele Fragen und Meinungen auf die Schul- und Bildungspolitik bezogen.
Umstritten war auch das Thema Atomenergie. Die SPD plädierte für einen Ausstieg, was die rot-grüne Regierung ja auch beschlossen habe, da die Belastungen für die nachfolgende Generation zu hoch sei. Die WASG befürwortete ebenfalls einen Ausstieg und forderte alternative Brennstoffe zu fördern.
Die Zeit war rasch vergangen und zum Abschluss forderte Herr Paskuda die Kandidaten zu einem letzten Statement auf.
Herr Reichardt (CDU) sagte nur: „Mich werden jetzt bestimmt net alle wählen!“ und bezog sich damit auf die Unmutsbekundungen des Publikums, die er des Öfteren auf seine Antworten bekommen hatte. Herr Merling (WASG) meinte, Deutschland sei eines der reichsten Länder der Erde und wir sollten genau überlegen, was wir mit diesem Reichtum anfangen wollten. Herr Kauer (FDP) dankte uns, dass wir so zahlreich erschienen waren und freute sich, dass sich junge Menschen für Politik interessierten.
Herr Fontagnier ( Grüne) meinte:“ Wer morgen noch auf einem intakten Planeten leben will, muss Grün wählen, auf keinen Fall aber Schwarz.“ Herr Dr- Mentrup (SPD) schließlich forderte uns auf, Kontakt mit der Politik aufzunehmen und weiterhin Interesse zu zeigen.

Alles in allem bin ich kein großer Fan der Politik. Ich bin mit gemischten Gefühlen in den Podiumssaal hineingegangen, aber ich habe ihn mit einer komplett anderen Ansicht über Politik wieder verlassen.
Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich interessant sein kann, „alten Knackern“ beim Streiten über irgendwelche sinnlosen Themen zuzusehen.
Durch die Gelegenheit, unsere Meinung einbringen zu dürfen, hat es wirklich Spaß gemacht. Es haben sich wirklich viele Schüler an der Diskussion beteiligt.
Offensichtlich hat ein Großteil der Besucher, die auf den vor der Diskussion ausgeteilten Stimmzetteln wahllos Kreuze gemacht haben, sich nach der Diskussion bewusst festgelegt. Tatsächlich hat dieses offene Gespräch doch für Interesse und Meinungsbildung gesorgt.
Vielleicht wäre es einmal ein Denkanstoß für unsere Politiker, falls diese so etwas für wichtig erachten, das Interesse der Jugend an der Politik durch solche Gespräche zu fördern. Schließlich sind wir die Wähler von morgen und es hängt von den Politikern alleine ab, ob wir unser Interesse an der Politik weiter ausbauen oder eben nicht.!

( Corinna Fieger, Kl.10d)