Die Justizvorzugsanstalt Mannheim ( JVA )











 Eingangsportal der JVA


Am 24. März 2006 besuchte die Klasse 11a mit Frau Laier die offene Abteilung der Justizvollzugsanstalt in Mannheim. Mit Herrn Frey, der die dortige Sozialarbeit leitet, hatten wir einen kompetenten Informanten über die Geschichte und den Ablauf der JVA. Herr Frey, der selbst auch Sozialpädagogik studierte, arbeitet schon über 25 Jahre in der Mannheimer JVA und kennt sich mit den dort herrschenden Problemen bestens aus.

Die JVA Mannheim ist die größte Langstrafenanstalt in Baden-Württemberg. Sie wurde zwischen 1905 und 1914 gebaut und war damals sehr modern. Heute steht sie unter Denkmalschutz und darf äußerlich nicht verändert werden, was zu einigen Problemen führt und einen modernen Behandlungsvollzug erschwert. Ihr Sitz war früher in der Mannheimer Innenstadt und mittlerweile ist sie nach Mannheim- Herzogenried verlegt worden. Insgesamt sind in der JVA 980 Gefangene untergebracht, wobei 125 davon in Heidelberg sind. Es sind Gefangene aus ca. 81 verschiedenen Staaten in der Anstalt. Allerdings ist es so geregelt, dass sich in der JVA Mannheim nur Straftäter aus der Region Baden- Württemberg aufhalten können. Im Weiteren befinden sich in bestimmte Anstalten bestimmte Nationalitäten. Diese Aufteilungen sind dafür da, um für eine bessere Regelung untereinander zu sorgen. Grundsätzlich sind die Gefangene in Einzelzellen untergebracht, viele Zellen sind aber mit zwei Personen belegt, denn die Anstalt ist nur für 900 Gefangene ausgelegt.
Es gibt 360 Bedienstete, davon 160 im allgemeinen Vollzugsdienst, 51 im Werkdienst, 9 im Sozialdienst, 2 Geistliche und 40 in der Verwaltung. Ca. 25 Personen sind weiblich. Die Zahl ist steigend. Noch vor 25 Jahren gab es gar keine Frauen unter dem Personal.
Jeder Häftling ist verpflichtet zu arbeiten, aber auf Grund mangelnder Arbeitsplätze ist es schwierig, alle zu beschäftigen. Insgesamt gibt es in den Werkbetrieben 620 Arbeitsplätze. Davon sind wiederum 50 Ausbildungsplätze. Außerdem gibt es 32 Plätze für Leute, die ihren Hauptschulabschluss nach machen wollen.











JVA Mannheim

Der Tagesablauf für einen Strafgefangenen:

6:00 Uhr Wecken

6:40 Uhr Abrücken zur Arbeit

9:15 Uhr Hofgang für nicht arbeitende Gefangene

11:20 Uhr Essen auf den Zellen

12:05 Uhr Abrücken zur Arbeit

14:45 Uhr Hofgang für die arbeitenden Gefangenen

15.30 Uhr Aufschluss

16:10 Uhr Einschluss zur Vollzähligkeitskontrolle

16:50 Uhr Freizeit bis

21:30 Uhr Einschluss zum Schlafen




Luftbild der JVA Mannheim

Zweimal pro Monat besteht die Möglichkeit zum Einkauf im hauseigenen Karstadt. Vom Verdienst können 3/7 für den Einkauf verwendet werden, der Rest geht auf das Überbrückungskonto. Das Ü-Geld beträgt bei einem ledigen Gefangenen ohne Kinder 75 Euro pro Monat. Beim Arbeiten gibt es fünf Lohnstufen, damit kann man pro Tag 5 bis 10 Euro verdienen. Zusätzlich ist es möglich, bei regelmäßiger Arbeit einen Tag Haftverkürzung alle zwei Monate zu erhalten. Das geht aber nur für die so genannten Endstrafler. Überdies kann ein Gefangener, der sich mittlerweile in der offenen Abteilung der Anstalt befindet, als Belohnung bis zu 21 Tagen "Urlaub" bekommen, allerdings nur wenn keine Beschwerden aufgetreten sind. Die offene Abteilung bereitet somit einen Gefangenen, der kurz vor der Entlassung steht, auf das derzeitige Leben in der Außenwelt vor.
In der Anstalt sind auch verschiedene Therapien möglich. Zum Beispiel sind für Sexualstraftäter Psychotherapien möglich. Daneben gibt es noch eine Drogenberatung und eine Entlassgruppe (vom AK).
In Mannheim sitzen Gefangene im Alter von 21 bis 74 Jahre, der Durchschnitt liegt bei 25-38 Jahren. Ca. 60-70% der Ü-Häftlinge sind Ausländer, in der Strafhaft sind es ca. 50%. Die JVA Mannheim hat im Land offiziell einen Ausländerschwerpunkt. So sind hier sehr viele Türken untergebracht, weil es von der Organisation her leichter ist, jeweils Rücksichten auf Kultur, Religion, Sprache und Essgewohnheiten zu nehmen.


Es gibt folgende Werkbetriebe:

  • Druckerei (Vordrucke, auch artfremde Arbeiten)
  • Buchbinderei (auch Bilderrahmen)
  • Kartonage (einfachste Arbeiten)
  • Malerei (vor allem Parkbänke)
  • Schlosserei (auch Gitter und Zellentüren)
  • Schreinerei
  • Kfz-Werkstatt
  • Maurerei
  • Küche
  • Bäckerei
  • Metzgerei
  • Wäscherei

Ein Einblick in die geschlossene Abteilung konnte uns verständlicherweise nicht gewährt werden, aber der Besuch in der offenen Abteilung und das Gespräch mit Herrn Frey hat uns in sehr vielen Bereichen einen Einblick in das Leben eines Strafgefangenen gewährt, und es bleibt festzustellen, dass die Realität doch sehr von dem abweicht, was Film und Fernsehen Außenstehenden manchmal vermitteln. So sind die Gefängniszellen keineswegs "luxuriös" ausgestattet, die Beschäftigungsmöglichkeiten sind sehr gering und das fast immer Eingeschlossensein übersteigt vielfach das Vorstellungsvermögen eines Nichtgefangenen. Immer wieder kommt es zu Suizidversuchen, wenn einem Straftäter bewusst wird (meist nach der Urteilverkündung), dass er nun für längere Zeit von der Gesellschaft isoliert ist.

Die offene Abteilung versucht Langzeitstrafgefangenen in einem manchmal schwierigen Prozess die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu erleichtern, indem mit ihnen ein für uns so selbstverständlicher Vorgang wie ein Restaurantbesuch oder das Fahren in der Straßenbahn eingeübt wird. Dieses Training für "draußen" kann manchmal bis zu zwei Jahre dauern.

 





















(Muska Sultani )