Romfahrt der 12er vom 22. März bis 29. März 2003

 

 

"… denn an diesem Ort knüpft sich die ganze Geschichte der Welt an, und ich zähle einen zweiten Geburtstag, eine wahre Wiedergeburt, von dem Tag, da ich Rom betrat."
(Goethe, Italienische Reise 1786)

Seit vielen Jahrhunderten hat Rom – die Ewige Stadt – Fremde angezogen. Waren es im Mittelalter die Pilger, die an den heiligen Stätten Erbauung und Sündenvergebung suchten, so folgten ihnen später die Bildungsreisenden und die romantischen Seelen, die die Heiterkeit des Südens, die Schatten der Antike und den Geist der großen Kunst suchten.
Auch Schüler des Ludwig-Frank-Gymnasiums fahren schon seit Jahren in das "Herz und die Seele der Welt", wie die Gräfin Matilda Bucci-Casari, eine Urgroßnichte Napoleons, Rom nannte.
Die Faszination, die diese Stadt auf uns Fremde ausübt, ist nicht mit einem Satz zu erklären, aber zweifellos haben wir mit Jürgen Seidling einen Organisator und Führer gehabt, der mit großer Sachkenntnis und Liebe uns diese Stadt näherbrachte. Insofern hatten wir mehr Glück als Goethe, der am 1. November 1786 in Rom in sein Tagebuch schrieb: "Ja, ich bin endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt! Wenn ich sie in guter Begleitung, angeführt von einem recht verständigen Mann, vor fünfzehn Jahren gesehen hätte, wollte ich mich glücklich preisen. Sollte ich sie aber allein, mit eignen Augen sehen und besuchen, so ist es gut, dass mir diese Freude so spät zuteil ward."

Goethe hätte jedoch mit Herrn Seidling gut zu Fuß sein müssen. Er hätte dann aber auch das Vergnügen gehabt, Pizza aus der Hand neben einer Mülltonne verzehren zu dürfen oder Eis schleckend einem Vortrag, gespickt mit Anekdoten, über einen Obelisken oder eine Säule zu lauschen, unterstützt von Dieter Wiegand, der besonders die künstlerische Seite der Baudenkmäler betonte.

Rom, diese Großstadt mit allen Nachteilen, politischen und ambientalen Schwierigkeiten, in der rund 2,7 Millionen Menschen leben, ist nicht in sieben Tagen erbaut worden, aber von 33 Schülern und drei Lehrern des Ludwig-Frank-Gymnasiums in sieben Tagen nahezu abgelaufen worden.

Nach einer langen Zugfahrt und einem kurzen Frühstück wohnten wir bereits am Sonntag um 12.00 Uhr einer Messe auf dem Petersplatz bei und erhielten vom Papst persönlich den Segen.

Von da aus ging es weiter zu Engelsburg, über die Engelsbrücke zur Porta del Popolo und derPiazza del Popolo. "Alle Wege führen nach Rom", heißt es, hier auf der Piazza del Popolo kommen sie aus dem Norden. Von da liefen wir auf den Monte Pincio, wo uns eine kleine Verschnaufpause in den Gärten des Lucullus gegönnt wurde. Welch ein Blick!

Die Römer pflegen hier ihren Sonntagsspaziergang zu machen – frei nach dem Motto: "Sehen und gesehen werden".
Der Weg führte uns weiter, vorbei an der Villa Medici und den Sallustianischen Gärten, zur Spanischen Treppe.

Dort trifft sich die Jugend (vielleicht auch einige Ältere) zu einem kleinen Plausch oder einem kleinen Flirt. Am Fuße der Treppe, nach der Piazza di Spagna benannt, weil sich dort die Botschaft Spaniens befindet, konnten wir uns kurz am Brunnen La Baraccia (gestaltet vom Vater des berühmten Bernini) erfrischen.

Durch die Via Condotti, vorbei am Café Greco, in dem schon Casanova, Schopenhauer, Liszt, Wagner und Goethe ihren Tee einzunehmen pflegten, gelangten wir an die Piazza Colonna und konnten die Triumphsäule Marc Aurels bewundern. An der Fontana de Trevi warfen wir unsere Münzen mit der rechten Hand über die linke Schulter (ohne nachzuschauen) in den Brunnen, in der Hoffnung, damit unsere Wiederkehr nach Rom besiegelt zu haben. An der Piazza Barberini erwartete uns eine besonders makabre Sehenswürdigkeit. Nach der erzwungenen Spende von 15.- Euro konnten wir in der Kapuzinerkirche Santa Maria della Concesione die Knochen von 4000 Mönchen, zu Bildern und Figuren in barocker Kunstweise zusammengesetzt, kopfschüttelnd bestaunen. Auf diese Weise kann man also auch Leichenteile entsorgen.

Nach einem kurzen Abendessen war Freizeit angesagt, und Rom zur Nacht konnte erobert werden.

Der zweite Tag war dem Pantheon gewidmet, der Piazza Navona mit der Fontana dei Fiume, dem Campo de` Fiori mit der Statue des Mönches Giordiano Bruno, dem Palazzo Farnese, dem Palazzo Spada, der Tiberinsel, dem Juden-Ghetto, dem Marcellus-Theater, dem Tempel "Fortuna Virilis", dem "Vesta"-Tempel, dem Circus Maximus, der Kirche Santa Maria Maggiore und den Diocletians-Thermen.


Der dritte Tag wurde fast vollends im Vatikansstaat verbracht: die Sixtinische Kapelle, Laokoon, die Pieta im Petersdom, die Petrusstatue und vieles mehr konnten wir besichtigen. Den Schluss des Tages verbrachten wir in und auf der Kuppel des Peterdomes.

Diese Kuppel in unnachahmlich edler Form die höchste und größte Kuppel Roms, eines der Wahrzeichen der Stadt, ist das architektonische Meisterwerk Michelangelos.

Von hier aus kann man auf der Außengalerie das großartige Panorama genießen, das einem schier den Atem raubt.

Das Kapitol in all seinen Einzelheiten, deren Beschreibung hier den Rahmen sprengen würde, und das Forum Romanum mit dem Spaziergang auf den Palatin standen auf dem Programm am Mittwoch.

Goethe schrieb 1786 in sein Tagebuch: "Man trifft Spuren einer Herrlichkeit und einer Zerstörung, die beide über unsere Begriffe gehen."
Dem kann man nur zustimmen.

Alexandra Schilowskaja

Der Neigungskurs "Bildende Kunst" hatte dort auch die Möglichkeit zu zeichnen, während die anderen die Sonne Italiens, auf einer Bank oder im Gras liegend, genießen durften.

Das Kolosseum und der Konstantinbogen wurden am Donnerstagmorgen besichtigt, und es war kolossal beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass 50 – 70 000 Zuschauer dort Platz fanden, um den zum Teil äußerst grausamen Spielen beizuwohnen.

Von da aus ging es mit dem Zug hinaus nach Ostia antica.

In dieser römischen Arbeiter- und Handelstadt, die über einen Zivil- und Kriegshafen verfügte, lebten einmal 50 000 Menschen. Der Handel blühte und die Ausgrabungen brachten Gebäude zutage, die auf eine gute Infrastruktur schließen lassen. Die Latrina publica mit fließendem Wasser kann als Beispiel für den großen Erfindungsgeist, den hohen Technikstandard und die Fortschrittlichkeit der Römer gesehen werden.

Im Theater von Ostia antica picknickten wir, stellten uns zur Schau und amüsierten uns. Über uns ein wolkenfreier Himmel und eine heiße Mittagssonne. "Dolce vita" war angesagt.

Alle mal hersehen!

Am letzten Tag besuchten wir die Kirche San Giovanni in Laterano und die Scala Santa. Wenn man die 28 Marmorstufen an jedem Freitag in der Fastenzeit, den Rosenkranz betend und auf den Knien rutschend, erklommen hat, ist einem vollkommener Ablass der Sünden versprochen.

Weder die Schüler noch die Lehrer nahmen die Gelegenheit wahr, denn die nächste Besichtung musste angegangen werden: die "Quo vadis"-Kirche und die Calixtus-Katakomben. Hier versteckten sich in den Tagen der Christenverfolgung Tausende von Christen vor Neros Gefolgsmännern.

Eine deutschsprachige Führerin zeigte in kompetenter Weise den Schülern und Lehrern die unterirdischen Gänge.

Der Nachmittag stand zur freien Verfügung: Mitbringsel einkaufen, letzte Ansichtskarten schreiben, bereits vertraute Plätze noch einmal aufsuchen, ein letztes Eis schlecken oder eine letzte Pizza essen, durch enge Gassen schlendern, dem Markttreiben am Campo de Fiori zusehen, den bereits vertrauten Sirenengeräuschen der römischen Polizei oder Ambulanz lauschen, den schier jeden Moment zusammenbrechenden Autoverkehr bestaunen, die wunderbaren Dachgärten betrachten, ein letztes Mal sich in die Metro oder den Bus quetschen und sich in der römischen Menschenmenge wärmen, einen letzten Milchkaffee und einen Grappa stehend in der Stammkneipe an der Ecke trinken – und dann heißt es:

"Arrividerci Roma".

Ein letzter Blick auf Termini und es kommen mir die Worte Goethes über Rom in den Sinn:
"Wie man geht und steht, zeigt sich ein landschaftliches Bild aller Art und Weise, Paläste und Ruinen, Gärten und Wildnis, Fernen und Engen, Häuschen, Ställe, Triumphbögen und Säulen, oft alles zusammen so nah, dass es auf ein Blatt gebracht werden könnte. Man müsste tausend Griffeln schreiben, was soll hier eine Feder! Und dann ist man abends müde und erschöpft vom Schauen und Staunen."

Gratias agimus der Stiftung Humanismus Heute, die unsere Fahrt mit einem großzügigen finanziellen Zuschuss unterstützt hat.

Wir sind sicher, wir kommen wieder….. (Lucia Laier)