Die Wien-Studienfahrt vom 13. bis 20. März 2005
Wien – die Stadt der Theater, der Museen, der Musik und der Kunst, nicht überraschend war da das kulturlastige Programm der Studienfahrt.
Als sie dann am Abend des 13.03. begann, waren alle Mitfahrer bestens vorbereitet, was sie in dieser Hinsicht erwarten würde. Trotz der ausführlichen Vorbereitungen war allerdings keiner auf die kleinen Schlafwagenabteile des Zuges gefasst, in denen wir die nächsten acht Stunden verbringen sollten – anscheinend dachte die Bahn dabei an ihre Ökonomie, bestimmt aber nicht an unsere männlichen Mitfahrer, deren Maße eher der einer Basketballmannschaft entsprach.
Früh morgens in Wien angekommen brachten
wir die Koffer in das West-City-Hostel und machten uns auf den Weg mit
der Wiener U-Bahn zum Hundertwasserhaus. Trotz der Tatsache, dass es
eines der bekanntesten Touristen-Ziele Wiens ist, konnten wir keine
U-Bahn Station in näherem Umkreis des Hundertwasserhauses finden.
Deshalb mussten wir noch einen circa 30 Minuten langen Fußmarsch
absolvieren und konnten uns so einen ersten Eindruck von der Stadt
machen.
Endlich erreichten wir unser Ziel und
sahen ein Haus in einem extrem auffälligen Architekturstil. Gerade
Wände und ebene Fußböden schien niemand zu benötigen, jedoch stellte
dieses Haus eine gelungene Abwechslung zu den eher typischen
Stadthäusern in der Umgebung dar. Ein Vortrag zweier Mitschüler rundete
das Bild ab.
Als nächstes stand das Kunsthaus Wien auf
dem Plan, ebenfalls von Friedensreich
Hundertwasser entworfen, dort erwartete uns eine Ausstellung,
welche nur für Personen ab sechzehn Jahren zugelassen war. Das weckte
sofort das Interesse einiger Studienfahrer. Was würde uns wohl
Verbotenes erwarten?
Im zweiten Stockwerk waren Fotos von
leicht bekleideten und zum Teil nackten Frauen zu sehen. Bettina Rheims
zeigte erstmals in Österreich 133 Werke in einer retrospektiven
Ausstellung.
Auf den ersten Blick wirken die
Fotografien von Bettina Rheims glatt, professionell und perfekt
komponiert. Die Bilder sind hübsch. Da die Künstlerin früher selbst im
Glamour-Business tätig war, ist ihr die verführerische Sprache der
Medienbilder bestens vertraut. Ihr Werk lässt sich ohne weiteres
bewundern und gleichzeitig als brillante Prominenten- und elegante
Magazinfotografie abtun. Doch es wäre falsch, sich voreilig auf solche
Schlussfolgerungen zu stürzen. Ihre schonungslose Auseinandersetzung
mit dem Glamourbild erfordert eine andere Art von Blick.
Am Abend versuchte der Großteil der Gruppe
in einer "Billard-Bar" einen Tisch zu ergattern, leider vergeblich,
deshalb endete dieser Tag vergleichsweise früh.
Umso früher konnte der nächste Tag beginnen.
Um 8 Uhr fanden sich alle "Wienfahrer" zum Frühstück ein und es wurde geplant, was dieser Tag für die Studienfahrer bringen würde.
Im Frühstücksraum
Nach dem Frühstück gingen wir
also los zum
ersten Programmpunkt dieses Tages, der Stadtführung,
die am Stephansdom begann. Die Führerin versprach uns zwar die Führung
in "Hochdeutsch" zu halten, wir konnten dennoch leider nicht alles
verstehen, aber sie gab ihr Bestes.
Der gotische Bau des Stephansdoms entstand in mehreren Etappen (1303-40) und gilt als das Wahrzeichen Wiens.
Vom Stephansdom gingen wir am teuersten Supermarkt Wiens "Julius Meinl" vorbei. Dieser ist prunkvoll eingerichtet und selbst Gummibärchen kosteten die Hälfte mehr als in anderen Wiener Supermärkten. Überhaupt befanden sich hier in der Grabengasse viele noble Läden, deren Auslagen für den Schülergeldbeutel unerschwinglich schienen.
Straßencafès in der Grabengasse
Weiter ging es, an vielen alten Gebäuden und Hinterhöfen vorbei, welche alle eine beeindruckend lange Vergangenheit hatten, zur Kapuzinergruft. In dieser hatten sich Wiens Kaiser ihre eigenen Denkmäler in Form von protzigen Grabstätten gesetzt – viele hatten bereits in jungen Jahren mit der Gestaltung ihrer Sarkophage begonnen, damit sie auch sicher sein konnten, dass die Bestattung angemessen ausfallen würde. In der Kaisergruft wurden seit 1633 mehr als 140 Mitglieder des Hauses Habsburg bestattet.
Hier endete die Stadtführung leider auch schon. Nun hatten die Studienfahrer zwei Stunden Zeit den Charme der Stadt zu erkunden und ein geeignetes Restaurant für das Mittagessen zu finden. Wie in jeder größeren Stadt wimmelte es von Fast-Food-Ketten, der eine oder andere wollte jedoch ein richtiges Wiener Restaurant und landete letztlich dann doch beim Italiener oder Chinesen.
Gut genährt ging es dann auf den Weg zum Treffpunkt, einige verliefen sich jedoch und deshalb musste das kulturelle Programm auf Grund von Zeitmangel ein wenig gekürzt werden. Aber eine Besichtigung der Wiener Hofburg durfte natürlich nicht fehlen.
Die Wiener Hofburg im Eingangsbereich
Eilig machten wir uns auf den Weg zum Sissi-Museum, in welchem wir uns die Geschirrsammlung des Hochadels ansehen durften. Leider traf das Geschirr nicht den Geschmack eines jeden Studienfahrers, und so blieb uns davon nur die Erinnerung, wie viel unnötigen Protz die Kaiser(innen) damals besaßen. Die eigentliche Ausstellung zu Sissis Leben (Elisabeth) fing ein Stockwerk höher an, dort wurde uns von ihrer frühen Ehe, ihrer Eitelkeit und ihrem tragischen Tod berichtet.
Das Abendprogramm begann mit einem kulinarisch nicht gerade
hochwertigen Abendessen, dennoch gestärkt machten wir uns auf den Weg
zum Kabarett "Alter Simpl". Dort sahen wir ein Stück mit dem Namen:
"Woher die kleinen Kinder kommen". Eine Parodie auf das Leben mit
Kindern und sonstigen Alltagsproblemen, gespickt mit musikalischen
Einlagen und zum Teil nicht ganz politisch korrekten Witzen. Über die
Qualität des Kabaretts schieden sich die Geister, einige Studienfahrer
fanden das Stück nicht politisch korrekt genug oder hatten
Verständnisschwierigkeiten, weshalb sie es sich nicht länger anschauen
wollten; der Großteil hatte jedoch seinen Spaß daran.
Der restliche Abend stand zur freien Verfügung, einige machten sich auf den Weg, das "Bermuda-Dreieck" zu erkunden, eine Gegend mit vielen Bars, die anderen begaben sich zu einer Cocktailbar, die sie am Nachmittag gesehen hatten, und die restlichen Studienfahrer hatte der Tag so sehr mit genommen, dass sie nur noch ihr Bett sehen wollten.
Patrick und Daniel beim opulenten Frühstück. Hauptsache Kaffee….
Kleiner Empfang der Mannheimer LFG-Schüler im Schloss Schönbrunn.
Schloss Schönbrunn, eines der schönsten und bekanntesten Schlösser der Welt, war unser erstes Ziel. Wegen der nicht zentralen Lage brachte auch dieser Ausflug wieder eine Odyssee durch das Wiener U-Bahn- und Straßenbahnsystem mit sich. Aber die lange Fahrt wurde belohnt - da wurde uns tatsächlich nicht zu viel versprochen - das Schloss war in einem sehr guten Zustand und wirklich schön anzusehen. Verständlich, dass der Wachdienst sehr penibel darauf achtete, dass alles so bleibt. Unser Gruppenfoto durften wir deshalb nicht auf dem (eigentlich nicht vorhandenen) Rasen schießen.
Ein Mitschüler hielt einen kurzen Vortrag und führte uns in die Geschichte des Schlosses ein.
Die LFG- Schüler begeben sich trotz sommerlicher Temperaturen auf das Glatteis im Springbrunnen am Schloss Schönbrunn.
Nun gingen wir in das Innere des Schlosses, um uns ein Bild von der damaligen Einrichtung zu machen. Eine Führung bekamen wir leider nicht, dafür viele kleine elektronische Führer, die aber leider nicht ganz unserem Besichtigungstempo entsprachen.
Nach einem kurzen Gang über den Ostermarkt im Schlosshof eilten wir in den berühmten Tiergarten, der leider gerade im Umbau war.
Nichts desto trotz erwartete uns eine Vielzahl an exotischen und weniger exotischen Tieren, unter anderem: ein Panda Pärchen, dessen einzige Aktivität darin bestand Bambus zu fressen, ein junger Eisbär mit seiner Mutter, ein sehr verspielter Orang-Utan, Riesenschildkröten, Anakondas, Haie und Präriehunde, die leider dann doch kein Studienfahrer zu Gesicht bekommen hat. Die kurze Zeit hinderte aber nicht daran, dort die eine oder andere Freundschaft zwischen Tier und Studienfahrer zu knüpfen.
Der Puma im Tiergarten
Im Anschluss darauf teilte sich unsere Gruppe, einige gingen in das Kunsthistorische Museum, der Rest in das "Amalienbad", ein einfaches Schwimmbad im Jugendstil mit einem Schwimmbecken und einem Sprungbrett. An der Ausstattung war anscheinend "gespart" worden, jedoch nicht an den Bademeistern. Für circa 30 Personen im gesamten Schwimmbad gab es drei Bademeister, welche durchgehend auch etwas an den Mannheimer Gymnasiasten zu beanstanden hatten. Ein wenig genervt und vor allem müde gingen wir deshalb später zurück zum West-City-Hostel, um uns für das Abendessen frisch zu machen.
Nach dem eher schlechten Abendessen mit frischem Dosenobst als Nachtisch machten sich einige Studienfahrer erneut auf den Weg eine Disko zu finden, einige anderen suchten nach guten Bars und die restlichen verbrachten den Abend wiederum im Hostel.
Am nächsten Morgen nahm alles seine gewohnten Bahnen, so dass wir schnell zum "Haus der Musik" gehen konnten.
Dieses war erst vor kurzem fertiggestellt worden und hatte somit die neuste technische Ausstattung. Unter anderem konnte man sein Gehör testen, eigene Musikstücke komponieren, virtueller Dirigent sein und verschiedene Geräusche "künstlich" herstellen. Außerdem gab es zahlreiche Informationen über die drei musikalischen Klassiker Beethoven, Mozart und Haydn.
Nun bekamen wir den Nachmittag frei und konnten den restlichen Teil von Wien auf eigene Faust erkunden. Dabei stießen wir auf Dinge, die es wohl nur in Wien gibt: Torten, von denen ein einziger Mensch nicht satt wird und die trotzdem 50 Euro kosten, Parlamentsgebäude, die nicht bewacht werden, einen sehr nobel eingerichteten H&M, in dem die Kleidung dennoch nicht mehr kostet, und öffentliche Nobel-Toiletten mit goldlegierten Wasserhähnen und eine Unterwäschenkette – Palmers -, die in der Fußgängerzone in regelmäßigen Abständen von 150 Meter ein Geschäft nach dem anderen hat.
So verstrich der sonnige Tag, der Abend brach herein und im Hostel angekommen machten sich die Studienfahrer für den Abend schick, nein, nicht für das alt bekannte Abendessen, sondern für das Burgtheater. Wir würden dort das Stück "Zu ebener Erde und erster Stock" von Johann N. Nestroy sehen und waren wirklich gespannt, was uns erwarten sollte.
In der Dämmerung, mit erstklassiger Beleuchtung, sah das Burgtheater von außen noch um einiges beeindruckender aus als tagsüber. Innen war es nicht minder schön, als wir uns auf den Weg in den obersten Stock zu den hintersten Plätzen machten. Das Theaterstück handelte von der Liebe zwischen einem Mädchen der Oberschicht und einem Jungen der Unterschicht, natürlich hatte der Vater des Mädchens als Schwiegersohn keinen aus der Unterschicht geplant und so entwickelte sich das Drama in bekannter Weise. In unseren oberen Reihen jedoch entwickelte sich aufgrund der fehlenden Klimaanlage und der großen Zahl an Menschen eine unangenehm hohe Temperatur, so dass unsere Lehrerinnen Frau Laier und Frau Schuler in der Pause entschieden, dass das Theaterstück auch ohne uns weitergehen dürfe. Unser Abendprogramm wiederholte sich wie die letzten zwei Tage, da es in dieser großen Stadt anscheinend keine besonderen Veranstaltungen unter der Woche gab oder wir nicht in der Lage waren, diese zu finden.
Der nächste Morgen brach herein und wir machten uns auf den Weg zum MuseumsQuartier. Hier befinden sich sehr viele Ausstellungsgebäude.
Das MuseumsQuartier Wien ist eines der zehn größten Kulturareale der Welt. Vor allem aber ist es ein zukunftsweisendes, innerstädtisches Kulturviertel mit enormer Signalwirkung. Das MuseumsQuartier vereinigt barocke Gebäude und neue Architektur, kulturelle Einrichtungen aller Größenordnungen, verschiedene Kunstsparten und Naherholungseinrichtungen zu einem spektakulären Ganzen.
Wir entschieden uns dafür, dort das Haus der Modernen Kunst zu besuchen.
Das Gebäude mit seiner modernen und äußerst ungewöhnlichen Stahlfassade ließ bereits auf die Art der Ausstellungen des Museums schließen. Einige Ausstellungsstücke überzeugten fast alle Studienfahrer, bei anderen Kunstwerken kam jedoch immer wieder die Frage auf, wieso das Kunst sei und wieso nicht von "einigen talentierten Studienfahrern" selbst wahllos zusammengestellte geometrische Formen im Museum hingen. Im Untergeschoss sahen wir eine eher blutige Ausstellung (Wiener Aktionismus); für manchen Studienfahrer war sie etwas zu blutig. Diese warteten dann in der Lounge - mit sehr edlen, überaus bequemen Sesseln fiel ihnen das nicht sonderlich schwer.
Im Anschluss fuhren wir zum Theatermuseum, hier waren zahlreiche Kostüme, Bühnenbilder und Theaterfotos vieler berühmter Inszenierungen zu sehen. Leider war die Ausstellung nicht sehr umfangreich und so waren wir bereits in kürzester Zeit mit der Besichtigung fertig.
Nun machten wir uns auf den Weg zum Sigmund-Freud-Museum. Dort hielt ein Schüler ein Referat über Freuds Leben. Im Museum, das in der ehemaligen Wohnung Freuds untergebracht war, befanden sich Einrichtungsgegenstände, Bilder und Aufzeichnungen, die einen Einblick in Freuds Leben und seine Tätigkeit erlaubten.
Siegmund Freud
Nach ein wenig Freizeit trafen wir uns abends an der Albertina, um zum ersten Mal während des Aufenthalts in Wien ein original einheimisches Abendessen – original Wiener Schnitzel mit Pommes- in einem original Wiener "Beisl" zu verzehren.
Neben den "Beisls" sind in Wien auch die Kaffeehäuser legendär.
Zahlreiche Kaffeevariationen sind hier zu bekommen. Entspannung und Gespräche bestimmen den Aufenthalt.
Es war Freitag, endlich Wochenende also, und wir erhofften uns, dass das Wiener Nachtleben nun etwas mehr zu bieten hätte. Außerdem gab es Pläne, in den Geburtstag eines Studienfahrers hineinzufeiern. So machten wir uns auf den Weg zu einer Disko, die uns an den Vorabenden wärmstens empfohlen worden war. Tatsächlich hatte man uns nicht zu viel angekündigt. Nach einer langen Nacht und mit einem neuen volljährigen Studienfahrer begann auch der letzte Tag mit der morgendlichen Besprechung nach dem Frühstück. Allerdings war nun gleich danach Packen angesagt, wir mussten schließlich die Zimmer vor zehn Uhr räumen.
Beim Verlassen des Hostels begrüßten uns erstmalig in dieser Woche dicke Gewitterwolken und der Regen ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Dies hielt uns aber nicht davon ab, voll Freude zum Nasch- und Flohmarkt zu fahren. Leider hatten die meisten Produkte auf dem Flohmarkt ihre besten Tage bereits lange hinter sich, doch der Naschmarkt hielt, was er versprach: Stände mit "Naschwaren", soweit das Auge blicken konnte.
Um die magere Kost der vergangenen Tage
auszugleichen, schlugen einige Studienfahrer kräftig zu. Gut gestärkt
machten wir uns dann auf den Weg zum Prater, Wiens bekanntem Jahrmarkt.
Hier würde uns eine Überraschung der beiden Lehrerinnen erwarten – wir
waren also entsprechend gespannt. Zuerst fuhren wir mit dem Riesenrad,
um Wien einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Wirklich beeindruckt waren wir davon jedoch nicht. Einen
schönen Ausgleich bot da der Sekt, den uns unsere Lehrerinnen als
Überraschung servierten. Wir stießen auf eine gelungene Studienfahrt an
und machten uns auf den Rückweg. Die Zugfahrt nach Mannheim erwies sich
diesmal als weniger schlimm, da wir auf die kleinen Schlafabteile
bestens vorbereitet waren und nicht erwartet hatten, dass die Bahn
ihren Service innerhalb einer Woche verbessern würde.
Der Abschied am Mannheimer Hauptbahnhof fiel in Anbetracht der frühen Uhrzeit eher kurz aus, aber wir Studienfahrer waren uns alle einig: "Wien ist eine Reise wert".
(von David Handlos-Littler)