Schuljubiläum auf der Krim vom 11. - 18.6.11

Am 11.06.2011 (Pfingstsamstag) trafen sich morgens um 7.00 Uhr 28 gutgelaunte Menschen im Schulhof des Ludwig-Frank-Gymnasiums. Alle hatten ein gemeinsames Ziel: Eine Reise in die Ukraine, nach Simferopol auf die Halbinsel Krim. Nach planmäßiger Busfahrt und einem ruhigen Flug in die Hauptstadt der Krim Simferopol gab es einen herzlichen Empfang durch die Bürgermeisterin Natalja Malenko, nicht nur, weil auf dem Gebiet ihres Stadtteils, dem Kiewskij Rayon, die Partnerschule des LFG liegt, sondern da sie selbst  vor 10 Jahren als damalige Schulleiterin die Schulpartnerschaft aus der Taufe gehoben hatte.

Dennoch war es an diesem Tag nur ein kurzes Treffen, weil es gleich für zwei Tage weiter auf die Ostkrim, nach Koktebel gehen sollte, wo ein Aufenthalt am Ufer des Schwarzen Meeres im Hotelkomplex „Primorje“ bevorstand. Es handelt sich dabei um eine sehr gepflegte, große Ferienanlage, wo nach Bezug der Zimmer und dem Abendessen ein Sonnenuntergang am Meer die Reisestrapazen vergessen wurden.

Am nächsten Tag ging es nach Novyj Svet, der „neuen Welt“, in der im 19. Jahrhundert die Russen den Weinbau und die Sektherstellung kultivierten, die den Grundstein für den sprichwörtlichen Krimsekt legten. Doch vor den Genuss dieses Tropfens sollte ein ausgedehnter Spaziergang zur Blauen Bucht und der Schaljapinhöhle für körperliche Ertüchtigung sorgen. Dort konnte man die „Weinregale“ des Fürsten Golyzin bewundern, der seine Weine hier zur Reifung brachte, was wohl nicht nur die deutschen Gäste, sondern auch früher den berühmten russischen Tenor interessiert haben dürfte, als er ihn besuchte und mit einem Ständchen belohnte. Das Meer lud einige zum Sonnen und zu einem erfrischenden Bad ein, wobei man sich das Wasser mit Delphinen teilen durfte.

Gestärkt durch ein Mittagessen im Hotel „Horizont“ in Sudak, gegenüber der ehrwürdigen Festungsmauern der Genueser, stand dann endlich der Besuch des Weinguts auf dem Programm, das der berühmte russische Fürst Lev Golycin, der Ahnherr des russischen Weinbaus, gegründet hatte. Die Konzentration und Aufmerksamkeit, die bei der Führung durch den Betrieb gepflegt wurde, durfte anschließend bei einer Sektverkostung belohnt werden.

Der Tag schloss mit einer Überraschung, da uns der Besitzer des Hotels Primorje, Evgenij Michajlov, ein großer Förderer der Kontakte zwischen Deutschland und der Krim, alle zu einem Ausflug auf seinem Kutter einlud, der uns um das Naturschutzgebiet am sagenumwobenenen schwarzen Berg, dem Karadag, vorbeiführte und mit einer Durchfahrt durchs „Goldene Tor“, einer Felsformation im Meer, seinen pittoresken Höhepunkt fand. Ehrensache, dass sich alle nach russischem Aberglauben beim Passieren des Felsentors still etwas wünschen, denn dieser Wunsch soll verbunden mit einem Münzwurf ins Meer sicher in Erfüllung gehen. Sollte sich ein Mitfahrer das erneute Auftauchen von Delphinen gewünscht haben, dann ist angesichts unseres „Begleitschutzes“ neben dem Schiff an der Wunschgeschichte etwas daran. Im Anschluss an die Bootsfahrt wurden alle Bezwinger des Goldenen Tors, von dem freundlichen Wirt noch zu einem Umtrunk eingeladen.

Der folgende Montag begann mit einem Besuch des Städtchens Feodosja, das durch seinen berühmten Sohn Iwan Aiwazovskij, dessen Bilder es in einem Museum beherbergt, einen festen Platz im Besuchsprogramm belegt. Die Ausstellung der Bilder des großen Meisters wurden eingehend gewürdigt und sicher bleibt seine vielfältige Darstellung „seines“ Elements Wasser in eindrücklicher Erinnerung. Nach der Führung wurde das Küstenstädtchen eingehend besichtigt, was mit dem Aufsuchen von Cafes und Restaurants verbunden werden konnte, um sich vor der zweistündigen Busfahrt nach Simferopol noch einmal zu stärken. Gegen Abend wurden im Hotel Tauria die Zimmer bezogen, von wo aus abendliche Exkursionen in die Innenstadt gestartet wurden

Der Dienstag, der 14.06. war einem Ausflug nach Evpatorija gewidmet. Allerdings empfing die Bürgermeistern Natalja Malenko die Gäste ihres Stadtteils in ihrem Rathaus, wo sie sie herzlich begrüßte und als Gastgeschenk einen wunderschönen Bildband mit alten Krimansichten von Carlo Bossoli überreichte. Der Schulleiter des LFG, Herr Hans-Jürgen Seidling, bedankte sich in einer Gegenrede für die herzliche Aufnahme und die Unterstützung der Partnerschaft und brachte es angesichts seiner bevorstehenden Pensionierung auf die Formel: Schulleiter kommen und gehen, die Freundschaft aber bleibt bestehen. Überreicht wurde als Gastgeschenk ein Foto-Triptychon mit Ansichten Mannheims.

Nach diesem offiziellen Empfang begann die einstündige Busfahrt nach Westen, in die Kur. Und Sanatoriumsstadt Evpatorija, wo Evgenij Nikiforow, Lehrer, Literaturhistoriker und Autor, die deutschen Gäste unter seine Obhut nahm und ihnen die Schönheiten seiner Heimatstadt zeigte. Vor allem neben der Strandpromenade mit ihren Kirchen und Moscheen ist die Altstadt sehenswert, hat sie doch den Beinamen „Kleines Jerusalem“, da in ihr alle Kulturen, die hier seit der Antike eine Rolle spielten, ihre Spuren hinterlassen haben. Es gibt hier auf engstem Raum ein in der Nähe der bereits erwähnten Moschee eine Synagoge, eine armenische Kirche und das Gemeindezentrum der letzten Karaimen, eine Kenasse, zu sehen. Sie sind ein Turkvolk mit einem der jüdischen Religion verwandten Glauben. Neben dem Gebetshaus betreiben sie ein Cafe, in dem sie ihre nationalen Spezialitäten, vor allem Tschebureki, gefüllte Teigtaschen, anbieten. Im Schatten der Mauern und Bäume war hier ein sehr erholsames Mittagessen möglich.

Am Nachmittag ging es in Gruppen vor allem zum Strand, zum Baden, oder auch in tatarische Cafes, wo ein kräftiger Mokka wiederbelebend wirkte. Nur zu schnell war die Zeit um und Evpatorija entließ seine Besucher um Punkt 17.30, die ins heimische Hotel in Simferopol zurückstrebten.

Am Mittwoch, dem 15.6. ging es in Südrichtung gen Sewastopol. Auch hier verlockte das Wetter erst einmal zum Besuch der Freilichtanlage von Chersones, wo man auf den Mauern der alten griechischen Siedlung herumstapft und die ausgegrabenen Reste wie ein antikes Theater oder die malerischen Portikus am Meeresstrand besichtigen kann, an denen in antiker Zeit Handel getrieben wurde. Das Plätzchen wurde nach einer Führung etwas für ein frugales Picknick zweckentfremdet, das Zeit zum Ausruhen und zum Baden im klaren Wasser bot. Der Rückweg führte zu einem Abstecher in die Wladimir-Kathedrale, die auf dem Platz steht, von der unter dem Kiewer Fürsten Wladimir die Christianisierung des alten Russland ausging.

Am Nachmittag brachte der Bus die Gruppe ins Zentrum von Sewastopol, wo für Anfänger und Teilnehmer mit Krimerfahrung das Programm geteilt wurde. Die Erfahrenen durften sich gleich auf die Strandpromenade begeben und sich dem Flanieren auf den weißen Boulevards der Stadt hingeben. Die anderen, die zum ersten Mal nach Sewastopol gekommen waren, durften eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein nehmen, das Panorama, ein Monumentalbild, das in 3D-Manier auf 100m Länge eine wichtige Schlacht des Krimkriegs zeigt, den der Künstler Ruobeau  auf die Darstellung eines Tags komprimiert hat. Nach einstündiger Führung durchs Panorama vereinte man sich wieder auf der Strandpromenade, wo die Zeit noch zu einem Bummel und Kaffee reichte, bevor der Bus nach Simferopol zurückfuhr.

Der nächste Tag, der 16.6., stand bis auf einen kleineren Ausflug, ganz im Zeichen des 10jährigen Schuljubiläums. Am Morgen gab es nach russischer Tradition einen stimmungsvollen Empfang in der Schule Nr. 24, der Partnerschule des LFG. Dann ging es zur Besichtigung des Gebäudes, in dem vor allem die vielen renovierten Räume und Flure ins Auge stachen. Die blitzsauberen Klassenzimmer und Fachräume deuteten auf den Stellenwert hin, den ein gepflegtes Ambiente für die Verantwortlichen spielt: drei mal am Tag geht eine Putzkraft durchs Gebäude.

Anschließend erfolgte nach einer knapp einstündigen Busfahrt der Besuch von Bachtschisarai, einem Tatarendorf, das von einem Palast Berühmtheit und Namen geerbt hat. Der Khan-Palast sieht ein wenig aus, wie ein Überbleibsel aus 1001 Nacht. Besonders sehenswert ist im Palast der so genannte „Sommersaal“ mit den farbig verzierten Fenstern und einem kleinen Brunnen in der Mitte, der diente dem Khan vor allem dazu, sich vor dem täglich fünfmaligen Gebet zu waschen. Berühmt ist besonders der „Brunnen der Tränen“ wegen des gleichnamigen Poems von Alexander Puschkin, dem größten russischen Dichter.

Nach der Rückkehr blieb im Hotel wenig Zeit zur Entspannung und zum Garderobe-Machen für den großen Jubiläumsball, der um 19.00 Uhr im Saal des Hotels Taurija seinen Anfang nahm. Ein bekannter ukrainischer Fernsehmoderator führte durch das Abendprogramm, das den Genuss des großen Menüs und der erlesenen Weine den ganzen Abend über begleitete. Nach einigen Reden und Grußworten wurde ein professionelles Showprogramm geboten, das sich hinter keiner Fernsehshow zu verstecken brauchte. Eine Tanzgruppe trat mit wechselnden Kostümen und Requisiten auf und bot Tanz und Akrobatik, die keine Wünsche offen ließen. Die Stimmung kam endgültig auf den Höhepunkt, als ein klassischer Can-Can dargeboten wurde. Kein Wunder, dass bei einer solchen Stimmung bis spät in die Nacht—oder in den Morgen—zu mitreißender Live-Musik weitergetanzt und gefeiert wurde.

Letzter Tag auf der Krim, der 17.6. An diesem Tag stand eine weitere „Perle“ der schönen Krim auf dem Programm, der weiße Livadija-Palast bei der Hafenstadt Jalta.  Schon die Hinfahrt entlang der Südküste bot bei schönstem Wetter herrliche Ausblicke auf Meer und Bergrücken, die oft wieder als aus alten Legenden entsprungene Tiere identifiziert wurden. Eindrücklichstes Beispiel ist der Aiu Dag, der die Form eines am Ufer liegenden und Wasser schlürfenden Bären aufweist.

In der zuerst erreichten Stadt Jalta durfte die Gruppe sich wieder nach Interesse aufteilen: Die „Fortgeschrittenen“ steuerten dem Tschechow-Museum zu, das in der Weißen Datscha des russischen Schriftstellers untergebracht ist, die er zu Lebzeiten wegen seines Lungenleidens hier gekauft hat und deren Park er selbst bepflanzen ließ. Den großen Garten legte Tschechow selbst an.

Der andere Teil der Gruppe genoss indes das mediterrane Panorama im Park des Palasts, den der letzte Zar im italienischen Stil bauen ließ, von dem er aber nur wenige Jahre wegen der Revolution mit seiner Familie nutzen sollte, die ihn in den Tod riss. Viele Details und Exponate erinnern heute noch an die kaiserliche Familie, aber die größte Berühmtheit erwarb sich dieser Bau dadurch, dass Jahrzehnte später sich hier die Führer der Siegernationen trafen und vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der sogenannten Jaltakonferenz Europa aufteilten.
Beide Gruppen trafen sich am Nachmittag vor dem Hotel Palas zum gemeinsamen Mittagessen. Der Nachmittag war dem Flanieren auf der mondänen Strandpromenade gewidmet, wo man bei einem Kaffee oder einem Gläschen Bier die Eindrücke der letzten Tage auf sich wirken lassen konnte, denn nach der Rückfahrt nach Simferopol ins Hotel waren die Aufenthaltstage auf der Krim auch schon vorbei.

Am Samstag wurden nach letzten Einkäufen von Reisesouvenirs der Weg zum Flughafen absolviert und nach schwerem Abschiednehmen der Heimflug nach Deutschland angetreten. Damit hatte eine schöne und ereignisreiche Woche am Schwarzen Meer ihr Ende gefunden.

Bericht. S. Nohe, Bilder: Grob