Odysseus-Verbrecher - Bilder der Premiere vom 3.3.2012

Theater-AG Künstlerische Leitung: Hanna Graf und Max Siefert

Fotos: Rietzler

Wohlgelegen; LFG begeistert mit der Premiere von Odysseus / Schüler haben das Stück selbst ausgesucht

Ein starkes und aufrüttelndes Plädoyer für Frieden

In Homers Gesängen ist Odysseus der Held. Doch bei der Theateraufführung des Ludwig-Frank-Gymnasiums (LFG) mutierte er zum erzürnten Verbrecher. Es gehört schon eine gewisse Portion Mut dazu, sich an ein nicht alltägliches Theaterstück zu wagen. Vorweg: Die jungen Theatertalente des LFG haben ihre Sache richtig toll gemacht und das Publikum im Theatersaal mit Christoph Ransmayrs Stück „Odysseus, Verbrecher" vollends begeistert. Lange Jahre führte er Krieg, lange Jahre irrte er durch die Welt. Jetzt ist Odysseus zurück in Ithaka. Reich beladen mit Beute landet er am Strand, bereit, sein altes Leben wieder aufzunehmen. Bereit für den Frieden. Doch die Jahre des Krieges haben auch Ithaka verändert. Odysseus erwartet seine Heimat - und findet einen Ort, der ihm fremd geworden ist. In seinem Palast vergnügen sich Penelopes Freier, während sie sich im gepflegten Zwirn vor allem um eine glänzende Figur bemüht (großartig Laura Binmöller). Obwohl Odysseus als Sieger heimkehrt, muss er erkennen, dass er den Folgen des Krieges, den tatsächlichen und den seelischen Verwüstungen, nicht entkommen kann. Und je fremder ihm scheint, was seine Heimat war, je weniger Verständnis er selbst bei seiner Gattin Penelope spürt, umso stärker wird in ihm der Zorn, den er eigentlich schon überwunden glaubte. Die Proben zu dem Stück waren ein hartes Stück Arbeit, bekannten sowohl die beiden Regisseure als auch die fünf engagierten Schau­spieler. Die Schüler der 10. Klassen haben das Stück selbst ausgesucht. „Wegen Afghanistan und der Konflikte im arabischen Raum wollten wir kein lustiges Stück, sondern Aufklärung, damit die Zuschauer nachdenken und ein bisschen Erkenntnis mit nach Hause nehmen", sagten sie. Und das ist ihnen auf eine beeindruckende und erstaunlich reife Art und Weise gelungen. Bedrohlich, ein Angstraum ist die Heimat, in die der angeblich Listenreiche zurückkehrt. So tritt auch die Göttin Athene auf (grandios Janine Kleiber). Mit Lederjacke und Pistole sieht sie aus wie die Kämpferin der Nacht im Videospiel von Kazuha Fukami. „Aus einem Krieg, Held Trojas, Städteverwüster, ist noch keiner heimgekehrt - jedenfalls nicht als der, der er war", warnt Athene. Ihr Gegenpart ist das zauberhafte „Wesen von jenseits des Styx" (überzeugend in Gestik und Mimik Lilli Gabriel, Schülerin der 5. Klasse). Laurin Röckl als Odysseus verkörpert den Fluch des ewigen Krieges - massiv, gewalttätig, leidgeprüft, ein kalter, gebrochener Mann, der miterleben muss, wie sein Sohn Telemach (eindrucksvoll Melisa Acikgöz) mit dem Mordhandwerk da weitermacht, wo er aufgehört hat. Die beiden Regisseure Hanna Graf und Max Siefert inszenierten in einem pathetischen Bild eine Überblendung der Zeiten, einen Alptraum. Während Homer den Krieg um Troja verherrlichte, rechnen die jungen Akteure des LFG gnadenlos mit den „Städteverwüstern" ab. Einmütig verurteilen die Schüler den Krieg und treten ein für den Frieden.

Die beiden Regisseure Hanna
Artikel aus dem Mannheimer Morgen