Gut gecastet

Schultheater am Ludwig-Frank-Gymnasium verzaubert Zuschauer

 

Castingshows haben Konjunktur, das merkte man auch der Aufführung der Schultheatercrew des Ludwig-Frank-Gymnasiums (LFG) an. Der Vorspann des „Zauberers von Oz“ fand nicht hinter dem Regenbogen statt, sondern im Hier und Jetzt und auch fiktiv auf der Bühne des LFG, wo Schüler für die Hauptrolle einer Musicalshow mit dem Song „Somewhere Over The Rainbow“ vorsprachen. Gekonnt gab sich die dreiköpfige Jury ebenso blasiert und zynisch wie die Vorbilder aus dem Fernsehen. Der Zauber und damit das „eigentliche“ Stück begann mit einem „Unfall“, der wie Donnerschlag in die Schar der aufgeregten Schülerinnen und Schüler einschlug: Ein Blackout der Bühnenbeleuchtung, ein mit gekonntem Timing der Liveband gesetzter Knall – und sowohl Bühnenakteure als auch die Zuschauer im proppevollen Theatersaal (alle drei Aufführungen waren ausverkauft) fanden sich im Lande Oz wieder.

„We’re off toseethewizard“ – „If I onlyhad a brain“ – „Ding dong, thewitchisdead“ – die musicalartigen Songs verrieten in der LFG-Bühnenfassung den Einfluss der Musical- und Filmadaptionen, die der Stoff, ursprünglich als Kinderbuch veröffentlicht, in seiner langen Rezeptionsgeschichte erlebt hat. Schon beim Eingangssong stellten die jugendlichen Darsteller ihre Vielseitigkeit unter Beweis, als sie das bekannte Lied in mehreren völlig verschiedenen Fassungen vom Rap bis zum melodischen Popklassiker vortrugen. In den Szenesongs während der Haupthandlung bewiesen sie Stimme und Darstellungskraft, teilweise bis zum Gänsehaut-Effekt.

Besonders an den Stellen mit Bezug zur heutigen Zeit zeigte sich, welchen Spaß die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Bühnenarbeit hatten. Als die Hauptfigur Dorothy merkt, dass sie weit weg von zuhause gelandet ist, und nicht weiß, wie sie zurück nach Mannheim finden soll, fragt sie die Umstehenden erstaunt: „Was, ihr kennt Mannheim nicht? Den Wasserturm? Bülent Ceylan?“ und erntet prompt einen Lacher aus dem Publikum. Ebenso witzig waren die Gags wie die Blasenpflaster für Dorothy wegen der neuen Schuhe, die sie von der bösen Hexe geerbt hat. Und natürlich ist bei einer der guten Hexen, ausgerechnet als sie Dorothy im Mohnblumenfeld helfen will, der „Hexenakku“ leer.

Auch beim Bühnentext wurde also solide Arbeit geleistet, wobei sich Dr. Heike Craig und Lucia Laier an eine Vorlage von Ramona Ries halten konnten, die diese für die Theaterakademie Mannheim geschrieben hat. Ein großes Kompliment ist Carlotta Corban zu machen, die die Hauptrolle nicht nur textsicher, sondern auch darstellerisch toll meisterte. Das gute Bühnenbild (die Mannheimer Künstlerin Andrea Ostermeyer mit der Klasse 7c, sowie Dieter Wiegand) trug sehr zum Gelingen des Abends bei, und die Kostüme (Annette Apostolova u.a.) waren der reinste Augenschmaus. Die Regie (Heike Craig, Lucia Laier) bewies ein gutes Händchen bei der Aufführung eines Stoffes, der mehr als 100 Jahre alt ist, und dabei nicht zuletzt bei der Besetzung der Rollen. Unbedingt ist bei den Theateraufführungen des LFG immer wieder die Liveband (Theo Schaumlöffel, Bernd Wunderle, Andres Bartomeu) hervorzuheben, die bisher noch jedes Mal dem Geschehen auf der Bühne eine besondere Dichte und Überzeugungskraft verliehen hat. Allein schon die Aufführung mit dermaßen vielen Mitwirkenden aus acht Klassen der Schule, die sich über vier Klassenstufen verteilen, zeigt die Attraktivität, die die Theaterarbeit am LFG für die Schülerinnen und Schüler besitzt. In die aufwendigen Vorbereitungen war ein eigenes Probenwochenende im Naturfreundehaus Elmstein einbezogen.

Schultheater hat am LFG eine lange und glanzvolle Tradition, die in ihrer Wirksamkeit über die Schule und ihren Freundeskreis hinausreicht; Grundschulen haben immer wieder die Theaterstücke des Gymnasiums besucht. Viele Jahre hat Studiendirektorin Lucia Laier als Lehrerin am LFG die Theaterarbeit betreut. Dies war die letzte Aufführung, bei der sie in der Regie mitwirkte und die Nachfolge in die Hände von Heike Craig legte. JP

 

Im Land des Zauberers von Oz sind Mannheim und seine Vorzüge leider unbekannt. Aber die Schülerinnen und Schüler des LFG kennen sich aus im Lande Oz, dem Reich der Fantasie, und das Theaterspielen haben sie sowieso drauf.

Fotos und Bericht: Paesler