"Oberliga"- Theater in der Turnhalle

NECKARSTADT: Theater-AG des Ludwig-Frank-Gymnasiums zeigt Oliver-Twist-Inszenierung

Die Geschichte kennt jeder: Ein Waisenjunge, der in ärmlichen Verhältnissen in einem Waisenhaus aufwächst und den das Schicksal bald in die abseitige Unterwelt Londons treibt, lässt sich nicht unterkriegen und findet schließlich unter tragischen Umständen doch noch sein Glück. Oliver Twist ist schon oft inszeniert worden und auch die Vorstellung der Theater-AG des Ludwig-Frank-Gymnasiums konnte sich sehen lassen. Bei stehender Luft glänzten und überraschten Die Darsteller mit ihrer Professionalität, mit der sie selbst unerwartete Zwischenfälle wie fehlende Requisiten souverän übergingen.











Die Erstaufführung der schuleigenen Inszenierung war ein voller Erfolg, die Theater AGler vollbrachten eine tolle Leistung. Den traurigen Roman von Charles Dickens peppten die Gymnasiasten mit heiteren, modernen Elementen und amüsanten Charakteren auf. Besonders hervorzuheben sind in dieser Kategorie der steifnasige Butler Giles, der polemische und angetrunkene Richter und die Zwillinge Lisa und Anna-Lena Born, die als rigide Polizisten für einige Lacher sorgten. Eine von Pablo Treu als düsterer, brutaler Gangster Bill selbst geschriebene Rapeinlage ist nur ein weiteres Beispiel für das künstlerische Talent der Gymnasiasten. Alle 75 Schüler der 5. bis 10. Klassen präsentieren ein Theater der Oberliga, bei dem nur die unbequemen Schulstühle daran erinnerten, dass man in einer Turnhalle und nicht im Theater saß. Sie überzeugten mit einer guten Darstellung ihrer Charaktere, die sie in den letzten Monaten in harter Arbeit eingeübt hatten. Doch das Schauspiel ging über das bloße Beherrschen der Rollen hinaus, die Besetzung war vortrefflich gewählt Die monatelangen Vorbereitungen in Probewochenenden und zahlreichem Extrastunden trugen Früchte. Roman Kuris in der Hauptrolle des Oliver Twist verkörperte geradezu die Vorstellung des unschuldigen Waisenjungen. Beeindruckend war jedoch nicht nur die Spielfreude des Siebtklässlers, sondern auch die Souveränität, mit der er seinen Text beherrschte.

Aber auch alle anderen Darsteller glänzten mit ihren schauspielerischen Qualitäten. Die Handlung schmückten Tanzeinlagen und musikalische Intermezzos mit Originalliedern des Musicals und Eigenkreationen.

Ein weiterer Schwierigkeitsfaktor ist die altertümliche Sprache, die mit der heutigen Jugendsprache wenig gemein hat und damit auch eine Herausforderung darstellt. 19 verschiedene Schauplätze zeugten außerdem von einer guten Organisation und Koordination. Die ausdrucksstarke und professionell eingesetzte Lichttechnik und detailreiche Requisiten taten ihr Übriges: Auch dem Direktor des Gymnasiums, Jürgen Hahn, fehlte es nach der drei Stunden lang andauernden Vorstellung nicht an lobenden und stolzen Worten für seine Schüler und Schülerinnen. Das Riesenprojekt war für die Lehrkräfte und Leiter der Theater-AG eine echte Herausforderung, die viele Monate Vorarbeit, Durchhaltevermögen bei den jungen Leuten und viel Engagement erforderte.

Am Ende der Vorstellung wurden die Schüler der Theater-AG mit viel Applaus und stehenden Ovationen für ihre überzeugende und gute Leistung zu Recht geehrt. ntl