Vermächtnis im Taschenformat

Theater-AG "Zettels.Traum" überzeugt mit Schiller-Collage

Eigentlich ist das Reclamheft ein intellektuelles Folterwerkzeug, mit dem den Schülern von heute die drögen Klassiker von - gestern näher gebracht werden. Auch in "Unser Fritz!" beginnt die literarische Kontaktaufnahme mit dem Dichterfürsten im Chaos der gelben Heftchen. Am Mittwoch feierte die Schiller-Collage der Theater-AG "Zettels Traum" am Ludwig- Frank-Gymnasium Premiere. Schnell taucht das Stück in die Welt des Dichters ein: Seine harte Jugend auf der herzoglichen Akademie, die geistige Enge trotz brennender politischer Themen. Auf dieser Folie entwirft Schiller seine "Räuber" und wird politisch. Nachts schreibt er heimlich seine Texte. Das ist Sturm und Drang! Im zweiten Teil des Stückes ist Schiller erwachsen und in der Klassik angekommen. Er sitzt in seinem Zimmer und schreibt trotz fortschreitender Erkrankung wie ein Besessener an Klassikern wie Don Carlos oder Maria Stuart. Gestört wird er nur von seinem Zimmermädchen Mathilde, die ihn ungewollt inspiriert. Die anarchische Freiheit des jungen Schiller wird zur Freiheit im Angesicht des Todes. Der Dichter rettet sich über jahrelanges Siechtum und trotzt seinem Körper die Klassiker unserer Literaturgeschichte ab. Er glaubt an die "Fruchtbarkeit der Einbildungskraft". Zu den Klängen Beethovens 7. Symphonie verlässt er dann die Dämonen seiner Krankheit und tanzt den letzten Tanz mit den Ideen seines Genius. Das Konzept von Udo Merz und Max Siefert, von denen Textarbeit und Inszenierung stammen, geht auf. Sie arbeiten mit den Schülern das zentrale Thema "Freiheit" ganz im Sinne der 13 internationalen Schillertage gekonnt heraus.

Die ganzen Pfingstferien hatten sie geprobt, berichtet Siefert. Schließlich könne man so eine Collage erst auf der Bühne stimmig zusammensetzen. Nahtlos gehen dann auch die biografischen Szenen in die Werke Schillers über. Die Darsteller ziehen textsicher an einem Strang und bereiten dem Zuschauer einen kurzweiligen Theatergenuss. Eine brillante Mannschaftsleistung, schließlich wechseln die Rollen mit jeder Szene. Matthias Nuss gibt gekonnt den Fritz. Alex Schadrin singt zur Gitarre wenig bekannte Texte des Dichters.

Am Ende bleibt Schillers lebloser Körper. Er entpuppt sich als Ansammlung von - man ahnt es - gelben Heftchen. In ihnen schlummert des Dichters Vermächtnis, denn "durch der Jahrhunderte Strom trägt ihn das redende Blatt" - "Zettels.Traum" nehmen ihren Fritz beim Wort. dk 

Fotos: Genthner